Prenzlauer Zeitung vom 04.01.2010
Mit der Gemütlichkeit schien es vor 20 Jahren vorbei zu sein
Jubiläum: Der Uckermärkische Konzertchor wird seit 4. Januar 1990 von Jürgen Bischof künstlerisch geleitet. Über die fruchtbare Zusammenarbeit freuen sich beide.
Von Monika Strehlow
Uckermark. Ist vom Uckermärkischen Konzertchor die Rede, dann darf auch der Name seines Chorleiters Jürgen Bischof nicht fehlen. Denn er vermochte es, aus den Gruppe von Hobbysängern, die 1977 aus dem „Frauenchor Prenzlau“ und dem „Prenzlauer Volkschor“ zum „Konzertchor Prenzlau“ verschmolzen, ein Ensemble zu formen, dessen künstlerische Qualität sich bis nach Neubrandenburg oder Stettin herumgesprochen hat.
Am 4. Januar 1990 trat Bischof das Erbe von Gerhard Thomas und Ulrich Schirrmeister an, lenkt seitdem die künstlerischen Geschicke des Uckermärkischen Konzertchores. Nicht des gleichnamigen Vereins, der es sich nicht nehmen lässt, den Chorleiter während der ersten Probe in diesem Jahr zu seinem 20-jährigen Jubiläum zu überraschen. Denn vor ihm hatte niemand die singenden Damen und Herren so lange unter seinen Fittichen wie der aus Erfurt stammende diplomierte Musikpädagoge.
Dass man über Jahrzehnte miteinander auskommt, ist sowohl Zeichen für die gegenseitige Achtung als auch für die Übereinstimmung in künstlerischen Fragen. Und der Erfolg gibt dem Engagement der über 80 Mitglieder recht. 264 Konzerte in Prenzlau und der Uckermark, Gastspiele in Weilheim (Oberbayern) und Norddeutschland, in der Schweiz und in Polen gehören ebenso zur Chronik wie Auftritte für die Uckermärkischen Musikwochen, Benefizkonzerte oder in Prenzlau die traditionellen Friedgartenkonzerte im Dominikanerkloster sowie die alljährlichen Weihnachtskonzerte in St. Nikolai. Hinzu kommen diverse CD-Produktionen.
Sogar eine eigene Reihe entwickelten der Uckermärkische Konzertchor e.V. und der Chorleiter: „Berühmte Chöre zu Gast in Prenzlau“ – mit Gastspielen von Chören aus Kanada, Brasilien, Israel, Norwegen, Frankreich und Litauen oder auch den namhaften deutschen Chören aus Leipzig, Dresden, Regensburg und Tölz.
Eine stolze Bilanz, die den Laien allerhand abverlangte. Denn die meisten stehen in der Ausbildung oder im Beruf, opfern oft ihre letzte freie Stunde für den Chor. Vor so viel Einsatz zieht Jürgen Bischof seinen Hut. „Gerade in den jüngsten Wochen haben die Sängerinnen und Sänger Enormes geleistet“, erinnert er zum Beispiel an den Auftritt während der Neubrandenburger Konzertnacht und an die Weihnachtskonzerte.
An die ersten gemeinsamen Tage mit dem neuen Chorleiter erinnert sich Felicitas Richter, die im September 2009 selbst auf 30 Jahre Chormitgliedschaft zurückschaute, noch sehr gut. „Mit der Gemütlichkeit schien es wohl zu Ende zu sein. Alle mussten regelmäßig und pünktlich erscheinen, diszipliniert und zielgerichtet arbeiten“, schreibt sie im Prenzlauer Heimatkalender von 2002 über den Januar 1990. „Unser erstes Konzert war in Neustrelitz und unheimlich aufregend. Herr Bischof stand vor uns und zitterte wie Espenlaub. Auch ein Chorleiter ist eben nur ein Mensch. Und ich glaube, wir hatten mehr Angst um ihn als davor, dass wir patzten.“ Sie wurde übrigens die erste Vorstandsvorsitzende des Konzertchorvereins, der 1991 aus der Taufe gehoben worden ist.
Längst sind die Grenzen fließend, an denen der Chor als Laienensemble auszumachen wäre. Die Arbeit mit den Profimusikern und Dirigenten des Preußischen Kammerorchesters oder Konzerte mit gestandenen Chören zum Beispiel zu den Deutsch-Polnischen Musiktagen oder dem Internationalen Chorfestival Stettin geben Selbstvertrauen. Selbst der gestrenge Musikkritiker Peter Buske ist überzeugt vom Können der Uckermärker, schreibt über das jüngste Konzert in der Nikolaikirche Prenzlaus: „Wie seit Jahren vom Publikum erwartet singen sie sauber und sicher, jubilieren in der Höhe und im Lauten schärfefrei, ohne dabei zu forcieren. Da kommt allenthalben Freude auf.“
Und Freude ist es, die Sänger wie Chorleiter immer neu motiviert, sie Pläne schmieden lässt. Das Feuer dazu werden sie am 7. Januar, ihrem ersten Probentag im Jubiläumsjahr von Jürgen Bischof – vor 20 Jahren begann auch seine Arbeit mit dem Jugendchor des Prenzlauer Gymnasiums – bestimmt schüren.