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18.04.2015: Karfreitagskonzert

Prenzlauer Zeitung vom 07.04.2015

Bachs Passion hilft über harte Bänke hinweg

Für viele Uckermärker gehört das bedeutende Werk des Komponisten zu Ostern. Sie ließen sich daher die Aufführung in der Prenzlauer Nikolaikirche nicht entgehen. Und sie wurden nicht enttäuscht.

Von Peter Ullrich und Thomas Walther

Karfreitagskonzert 2015 (Foto: Thomas Walther)
Karfreitagskonzert 2015 (Foto: Thomas Walther)Prenzlau. Als die ersten Töne des Chores gegen 19 Uhr erklangen, war das Publikum vor Ehrfurcht erstarrt. Der gesamte Raum der Nikolaikirche war am Karfreitag erfüllt von Bachs anmutiger Musik. Bereits zum 17. Mal trafen sich an einem Karfreitag Mitglieder des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau und der Chor der Camerata Nova Stettin gemeinsam mit dem Preußischen Kammerorchester unter Dirigent Eugeniusz Kus in der Prenzlauer Nikolaikirche. Und wieder wurde eines der bedeutendsten Werke Johann Sebastian Bachs aufgeführt, die Johannes-Passion. In ihr hat der Komponist die Gefangennahme und Kreuzigung von  Jesus verarbeitet. Uraufgeführt wurde sie am Karfreitag 1724 in der Leipziger Nikolaikirche.

Die Bänke im Gotteshaus in der Prenzlauer Schulzenstraße waren gut gefüllt. Viele Gäste hatte die Aufführung angelockt. Trotz der relativ geringen gemeinsamen Probenzeit spürte man bereits beim Erklingen des  ersten Chores „Herr, unser Herrscher“, dass alle drei Ensemble um einen einheitlichen Klang sehr bemüht waren. Wenn auch einige Einsätze des Chores etwas zögerlich kamen, so imponierte er mit seiner Homogenität und einem schönen Klangvolumen. Vor allem die Choräle waren stimmlich ausgewogen und von einer geschlossenen klanglichen Schönheit. Die Soprane bewältigten mit Leidenschaft und Können die großen Höhen mit einer unaufdringlichen Leichtigkeit und fielen dabei niemals aus dem Klang heraus.

Die Solisten des Abends fügten sich sehr unterschiedlich ins Gesamtensemble ein. In seiner Rolle stimmlich als auch interpretatorisch traumhaft sicher war der Tenor Joseph Schnor. Er sang den Part des Evangelisten. Da spürte man den leidenschaftlichen Sänger. Auch die polnische Sopranistin Beata Panfil begeisterte immer wieder in den Arien mit ihrer leuchtend klaren Stimme das Prenzlauer Publikum.

Nur teilweise überzeugend war Bassist Haakon Schaub mit seiner oft sich von Ton zu Ton schleppenden Interpretation des Pilatus. Insgesamt fügten sich die Solisten schnörkellos in das Gestaltungskonzept ein. Ausgehend von der Dramatik des Geschehens wäre etwas mehr Leidenschaft und engagierte Ausstrahlung wünschenswert gewesen. Weder die brisanten Dialoge zwischen den Solisten, ausdrücklich ausgenommen der Evangelist, noch der „Kreuzige“ – Chor konnten emotional so recht überzeugen. Ein Besucher meinte am Ende, da wäre die Routine bei einigen Solisten durchgekommen.

Die Gäste verließen sichtlich bewegt die Kirche. Gudrun Richter war bereits mehrfach bei einer Aufführung. „Wenn ich diese Musik nicht höre, fehlt mir etwas zu Ostern.“ Und Peter Schubert aus Angermünde  meinte, „Ohne die Passion fehlt mir eine Stück Sinngehalt am Osterfest.“ Manch einer spürte noch am Ende die harten Bänke. Da aber sprach Gerhard Maier vielen aus dem Herzen: „Ein Sitzkissen wäre nicht schlecht gewesen. Aber für diese zwei Stunden großartige Musik habe ich die Bank in Kauf genommen.“ Im nächsten Jahr will er wiederkommen. Aber dann vielleicht doch mit Kissen.


 

Prenzlauer Zeitung vom 02./03.04.2015

Drei Ensembles, eine Passion

Die Aufführung von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion führt am Karfreitag zwei Chöre und ein Orchester in Prenzlau zusammen. Sie ehren mit ihrem Konzert den Komponisten.

Von Horst Skoupy

Uckermärkischer Konzertchor, Chor der Camerata Nova und Preußisches Kammerorchester (Foto: Franz Roge)Prenzlau. In großer Besetzung können Musikfreunde eines der bedeutendsten Bachwerke am Ostersonntag erleben. Am 3. April wird um 19 Uhr in der Prenzlauer Kirche St. Nikolai die Johannes-Passion aufgeführt.

Das traditionelle Konzert am Karfreitag setzt die langjährige Zusammenarbeit von Preußischem Kammerorchester, Uckermärkischem Konzertchor Prenzlau und dem Chor der Camerata Nova Stettin fort. Gesangssolisten komplettieren das Ensemble. So singt die Partie des Evangelisten Joseph Schnurr und den Jesus verkörpert musikalisch Gabriel Loewenheim. Dirigiert wird das Konzert von Eugenisz Kus. Der langjährige Direktor des Schlosses der Pommerschen Herzöge Stettin, Chorleiter und Pädagoge engagiert sich seit vielenJahren für die deutsch-polnische Zusammenarbeit und den künstlerischen Austausch. Mit der Uckermark ist er durch die traditionellen Karfreitagskonzerte  des Preußischen Kammerorchesters, Musikaufführungen wie die „Carmina Burana“ von Carl Orff zur Landesgartenschau in Prenzlau und  viele andere Höhepunkte verbunden.

Die Johannes-Passion gehört mit der Matthäus-Passion zrt den einzigen vollständig erhaltenen Passionen von Johann Sebastian Bach. Das  etwa zweistündige Werk wurde am Karfreitag des Jahres 1724 in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt. Mit der Aufftihrung der Johannes-Passion ehren die Ensembles den Thomaskantor, dessen Geburtstag sich zum 330. Mal jährt.

Konzertkarten gibt es bei der Stadtinformation Prenzlau, Telefon 03984 833952, im Dominikanerkloster, Telefon 03984 752241, bei der  Uckermärkischen Kulturagentur, Telefon 03984 833974, sowie an der Abendkasse.


Prenzlauer Zeitung vom 27.03.2015

Beliebter Dirigent kommt Karfreitag in die Uckermark

Als vor zwei Jahrzehnten das erste Karfreitagskonzert in der Kreisstadt erklang, ahnte niemand, welche besondere Freundschaft sich daraus entwickeln würde.

Von Monika Strehlow

Eugeniusz Kus (Foto: Monika Strehlow)Uckermark. Gute Freunde kommen wieder nach Prenzlau. Stettiner Musiker und Sänger verbinden seit zwei Jahrzehnten mehr als nur die  Musik mit Berufskollegen in der Uckermark. Seit 1993 teservieren viele Prenzlauer den Karfreitagabend für ein Konzert in der Nikolaikirche. Und seit 1997 lädt das Management des Preußischen Kammerorchesters auch polnische Nachbarn ein, mitzusingen und zu musizieren. Das erste Konzert zu Ostern gab Eugeniusz Kus in der Nikolaikirche mit seinem Vokal- und Instrumentalensemble Camerata Nova am 9.April 1995. Jürgen Bischof, der 1996 als Intendant des Preußischen Kammerorchesters antrat, habe er zu diesem Zeitpunkt kennengelernt, erinnert sich der polnische Dirigent und Musikpädagoge.

Schnell entwickelte sich aus ihrer Bekanntschaft mehr als das gemeinsame Karfreitagskonzert. Bis heute spielen die Stettiner und Prenzlauer zu allen möglichen Gelegenheiten gemeinsam. Jürgen Bischof, Geschäftsführender Direktor der Kulturagentur Uckermark, und Eugeniusz Kus, vormals Direktor des Stettiner Schlosses der Pommerschen Herzöge, sorgen dafür, dass das Preußische Kammerorchester, der Uckermärkische Konzertchor Prenzlau, die Stettiner Camerata Nova und der Chor der Universität Stettin immer häufiger die Grenze Richtung Ost oder West überquerten. So ist das Preußenorchester regelmäßig Gast des Internationalen Orgel- und Kammermusikfestivals in Kamien Pomorski, des Internationalen Musikfestivals in Stettin und des Ostseefestivals in Kolberg.

Von dieser Kooperation habe die Stadt Prenzlau profitiert, wie kaum eine andere in der Region, findet Bischof. So war die Kreisstadt mehrmals Schauplatz des Eröffnungskonzertes des Internationalen Chorfestivals Stettin, das alle zwei Jahre stattfindet. Dessen Begründer  Eugeniusz Kus brachte so Chöre unter anderem aus Brasilien, Israel, Japan, Kanada, Schweden und Norwegen sowie aus Moskau in die  Uckermark. Daraus entwickelte Bischof die Reihe „Berühmte Chöre zu Gast in Prenzlau“, in deren Rahmen auch der Leipziger Thomanerchor, der Dresdner Kreuzchor, der Tölzer Knabenchor oder die Regensburger Domspatzen auf Einladung des Konzertchores auftraten.

Am 3. April bringt Kus erneut den Chor der Camerata Nova, den er seit Beginn künstlerisch leitet, nach Prenzlau. Mit dem Preußischen Kammerorchester, Sängern des Uckermärkischen Konzertchores und namhaften Solisten führt es Johann Sebastian Bachs „Johannes-Passion“ auf. Mit Kus gastierte der Stettiner Chor schon in fast allen europäischen Staaten, aber auch in den USA, China und Brasilien. Wenn  die Camerata Nova im Oktober mit einem Festkonzert sein 30-jähriges Bestehen begeht, dann gibt es auch ein umfangreiches Kapitel der Freundschaft nach Prenzlau zu feiern. So freut sich Jürgen Bischof, dass die Preußen und Sänger am 3.Oktober Händels „Messias“ aufführen, dasselbe Werk, mit dem sie sich 1995 das erste Mal in der Uckermark vorstellten.

Der Vorverkauf für das Karfreitagskonzert läuft. Beginn ist am 3. April, um 19 Uhr in der Nikolaikirche Prenzlau.