Prenzlauer Zeitung vom 23.06.2015
Litauische Klänge zur Abendstunde
Es war eine Zitterpartie quasi bis zur letzten Minute. Doch dann, kurz vor 21 Uhr, zeigte Petrus ein Einsehen und das 22. Klostergartenkonzert im Friedgarten konnte beginnen.
Von Heiko Schulze
Prenzlau. Seit mittlerweile 22 Jahren gehören die Klostergartenkonzerte des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau zu den legendären
Musikveranstaltungen in der Uckermark. So blieb auch am 19. Juni mit rund 500 Besuchern kein Platz im Friedgarten des Dominikanerklosters frei.
Bis zuletzt bangten die Mitwirkenden und Besucher angesichts dunkler Wolken und gelegentlicher Regenschauer, ob das Konzert als Open-Air-Veranstaltung stattfinden kann. „Wir hatten einen Vertrag mit ganz oben“ scherzte Felicitas Richter vom Uckermärkischen Konzertchor, als sich kurz vor Konzertbeginn blauer Himmel über dem Friedgarten zeigte. Schließlich gab es mit dem musikalischen Leiter Jürgen Bischof sogar „bischöflichen Beistand“, sodass – gut vorbereitet mit dicken Jacken und Decken, einem musikalischen Genuss in der Abendstunde nichts im Wege stand.
Neben den Sängerinnen und Sängern des Uckermärkischen Konzertchores waren Musiker des Preußischen Kammerorchesters sowie die Solisten Jakub Rabizo (Violine), Claudia Träger (Sopran) und Felicitas Richter (Rezitation) zu erleben.
Dass die „Musik zur Abendstunde“ fest in der Region verankert ist, zeigt nicht nur die Unterstützung durch regionale Förderer wie der Wohnbau Prenzlau, der Sparkasse Uckermark, der Kreismusikschule und dem Weinhandel Soyeaux aus Bertikow. Viele ehemalige Chormitglieder und Freunde des Konzertchores kamen aus Berlin und noch weiter her. So auch der pensionierte katholische Pfarrer Franz Rühr, der inzwischen in der Berliner Umgebung wohnt. „So ein Ereignis in dieser Qualität ist selten und einzigartig. Die Uckermärker können stolz sein, was hier ihre Partner, Eltern und Kinder als Sängerinnen und Sänger leisten.“
Im Friedgarten wartete die „Musik zur Abendstunde“, die dem verstorbenen Chormitglied Jürgen Wagner gewidmet war, mit Überraschungen auf. Dazu gehörte die Erstaufführung des Morgengebetes „Ryto maldoj“ in deutscher Textfassung von Jürgen Bischof. Darüber hinaus sang das Ensemble ein weiteres Werk in litauischer Sprache. Beide Stücke sowie weitere Chorwerke von litauischen Komponisten werden in Originalsprache für ein Gastspiel im September vorbereitet, das die Sängerinnen und Sänger im September auch auf dem Kunst-und Musikfestival „Herbstsonate“ in der litauischen Partnerstadt Varena präsentieren werden. Zusätzlich ist ein Konzert in der Hauptstadt Vilnius geplant.
Der Wunsch des Prenzlauer Bürgermeisters, angelehnt an Friedrich Schillers „Die Macht des Gesangs“, erfüllte sich: Die Besucher erlebten während des Konzertes eine kummerfreie Zeit im Friedgarten. Mit durch anhaltendem Applaus „erstrittenen“ Zugaben und freundlichen Gesprächen bei einem Gläschen Wein klang das 22. Klostergartenkonzert aus.
Am selben Ort bietet die „Klassik im Friedgarten“ am 5. Juli ab 16 Uhr einen der nächsten Höhepunkte. Am 7. November bestreitet der Uckermärkische Konzertchor Prenzlau gemeinsam mit dem Berliner Oratorien-Chor und den Berliner Symphonikern das Meisterwerk „Grand Messe des Morts“ von Hector Berlioz im Berliner Dom. Am 12. und 13. Dezember finden bereits im 25. Jahr die festlichen Weihnachtskonzerte des Uckermärkischen Konzertchores und des Preußischen Kammerorchesters in Kirchen der Stadt Prenzlau statt.