Prenzlauer Zeitung vom 03.04.2018
Besonderes Werk über Leidensweg
Von Heiko Schulze
Mit der Johannespassion von Johann Sebastian Bach, uraufgeführt 1722 in Leipzig, wagten sich deutsche und polnischer Musiker und Sänger an eine besonders anspruchsvolle Aufführung. Für dieses Erlebnis in der Nikolaikirche gab es einen ganz besonderen Anlass.
Uckermark. Ein besonderes Werk, ein besonderer Ort, ein besonderer Anlass – die Aufführung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach am Karfreitag in der Prenzlauer Nikolaikirche wurde für Zuschauer und Mitwirkende zu einem eindrucksvollen, fast zweistündigem Erlebnis.
Im Mittelpunkt des am Karfreitag 1722 in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführten Werkes steht die dramatische Schilderung der Gefangennahme, des Leidens und der Kreuzigung Jesu Christi, orientiert an den Schilderungen aus dem Johannes-Evangelium. Die Musiker des Preußischen Kammerorchesters, die Mitglieder des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau und des Chor der Camerata Nova Stettin wagten sich gemeinsam mit namhaften Solisten an dieses anspruchsvolle Werk. Im 20. Jahr des Zusammenwirkens der Musiker des Preußischen Kammerorchesters und polnischer Künstler bei der Gestaltung der Karfreitagskonzerte sollte es in diesem Jahr ganz bewusst ein herausragendes Werk sein.
„Der gute Hirte leidet für seine Schafe. Der Fromme stirbt, das Böse lebt“, erinnerte unmittelbar vor der Aufführung Superintendent Dr. Reinhart Müller-Zetzsche an die Bedeutung des Karfreitags für Christen. An diesem Tag wird – genau wie in der Johannespassion – dem Leiden und Sterben Jesu am Kreuz, mit dem er freiwillig die Sünden der Menschen auf sich genommen hatte, gedacht. In Bachs Werk werden diese Geschehnisse fast minutiös szenisch nachempfunden. David Frankhauser (Tenor), Ken Rosslau (Bass) und Haakon Schaub (Bass) übernahmen in der Prenzlauer Nikolaikirche als Solisten dabei stimmgewaltig die Rollen von Jesu, Pilatus und dem Evangelisten. Als Solistinnen waren außerdem Jutta Koch (Sopran) und Dorothe Ingenfeld (Alt) zu erleben.
Eine weitere Besonderheit war der Einsatz einer Gambe, einem historischen Streichinstrument. Die Choreinstudierung lag in den Händen von Jürgen Bischof, neben vielen Funktionen künstlerischer Leiter des Uckermärkischen Konzertchores. Von der zweiten Bankreihe aus las er die Partitur des knapp zweistündigen Werkes Seite für Seite mit. Als Dirigent war Eugeniusz Kus zu erleben, der seit 2008 das Schloss der Pommerschen Herzöge in Stettin leitet. Er ist unter anderem als künstlerischer Leiter der Musikfestivals in Camin und Kolberg sowie des Internationalen Chorfestivals in Stettin aktiv und arbeitet als Musikprofessor an der Musikakademie Posen.
Die Zuschauer genossen die Aufführung, die unterschiedliche Sinne und Empfindungen ansprach und doch in gleicher Weise – trotz der Schwere des Themas – einen musikalischen Genuss darstellte. Bedauerlich, dass nicht noch mehr Musikfreunde den Weg in die beheizte Kirche gefunden hatten. Unterstützt wurde dieses musikalische Ereignis von der Stadt Prenzlau, dem Landkreis, dem Freundeskreis des Preußischen Kammerorchesters, dem brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie durch die Sparkasse Uckermark.
Ein weiteres herausragendes Musikerlebnis steht in der Uckermark-Kreisstadt bereits am 13. April bevor: „Elegien“, das 5. Konzert der Klassikreihe des Preußischen Kammerorchesters. An diesem Tag wird auch die neue CD des Preußischen Kammerorchesters erscheinen, stellt Jürgen Bischof, zugleich geschäftsführender Direktor der Uckermärkischen Kulturagentur, in Aussicht. Darauf werden unter anderem Elgars Konzert für Violoncello und Orchester sowie Tschaikowskis Streicherserenade zu hören sein, dirigiert von James Lowe. Das Konzert wird zugleich das Abschiedskonzert von dem Chefdirigenten des Preußischen Kammerorchesters sein.
Prenzlauer Zeitung vom 29.03.2018
Dramatischer Leidensbericht
Prenzlau. Das Karfreitagskonzert des Preußischen Kammerorchesters, das traditionell in Zusammenarbeit mit polnischen Künstlern in der Nikolaikirche gegeben wird, feiert in diesem Jahr ein Jubiläum. Es findet seit nunmehr 20 Jahren statt.
Aus diesem Anlass haben die Akteure dieses Mal ein herausragendes Werk der Musikgeschichte ausgewählt: Johann Sebastian Bachs „Johannes- Passion“ – der dramatische Bericht vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Das Werk war am Karfreitag 1724 inder Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt worden und wird nun in Prenzlau am Vorabend von Bachs 333. Geburtstag vom Chor der Camerata Nova Stettin, von Mitgliedern des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau (Choreinstudierung Jürgen Bischof) und vom Preußischen Kammerorchester unter der Leitung von Musikprofessor Eugeniusz Kus musiziert. Ausgewählte Solisten der Aufführung sind Vernon Kirk (Evangelist/Tenor), Ken Rosslau (Jesu Worte/Bass), Haakon Schaub (Pilatus/Bass), Jutta Koch (Sopran) und Dorothe Ingenfeld (Alt).
Das Konzert beginnt am 30. März um 19 Uhr. Karten sind in der Stadtinformation Prenzlau, Telefon 03984 833952, und ab 18 Uhr an der Abendkasse erhältlich.