Prenzlauer Zeitung vom 30.09.2010
Neue Saison steht im Zeichen der „20“
Jubiläum: Seit zwei Jahrzehnten gestaltet der Uckermärkische Konzertchor Prenzlau das städtische Musikgeschehen nicht nur in der Uckermark mit.
Von Monika Strehlow
Uckermark. Die neue Saison 2010/11 des Uckermärkischen Konzertchors Prenzlau steht im Zeichen seines 20-jährigen Bestehens. Eine Jubiläumszahl, die in den Monaten bis zum Geburtstag am 25. März 2011 noch mehrfach eine Rolle spielen wird.
Hervorgegangen ist der Konzertchor aus dem Prenzlauer Volkschor, der sich 1977 aus dem Männergesangsverein „Eichenkranz“ von 1892 und dem 1972 gegründeten Frauenchor zum gemischten Gesangsensemble vereinigte. Seit Januar 1990 nannte sich das Ensemble dann Uckermärkischer Volkschor – mit einem Repertoire, das sich vor allem dem Volksliedgut widmete. Das war Jürgen Bischof, der im Januar 1990 die künstlerische Leitung des Chores übernommen hatte, zu wenig. Mit den damals noch 20 Sängern war er sich bald einig, gemeinsam einen inhaltlichen Neustart zu wagen. „Ich wollte das Repertoire um die ganze Breite der Konzertliteratur erweitern“, erinnert er sich. Und so wurde aus dem Uckermärkischen Volkschor der Uckermärkische Konzertchor. Heute zählt der Laienchor 100 Mitglieder, von denen etwa 80 aktiv an den verschiedensten Projekten beteiligt sind: Frauen und Männer aus den unterschiedlichsten Schichten und Berufen, mancher noch Schüler, andere schon im Ruhestand. Darüber hinaus beherrscht er ein breites Repertoire, das selbst Musikkritikern Respekt abverlangt.
Seit dem Frühjahr proben die Sänger zum Beispiel für ihren Auftritt am 2. Oktober, dem Vorabend des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit, in der Prenzlauer Nikolaikirche. Und das gemeinsam mit der Prenzlauer Kantorei, was es – um die Reihe der Jubiläen fortzusetzen – seit 20 Jahren nicht mehr in der Kreisstadt gegeben hat, der Uckermark Kurier berichtete. Vor rund 650 Besuchern geben beide Chöre am 2. Oktober ihr Sonderkonzert „Kathedral-Klänge“ mit 100 Sängern, zwei Organisten und den beiden Dirigenten Jürgen Bischof und Hannes Ludwig. Zu hören sein werden Werke französischer Romantiker, die der Konzertchor bisher nicht sang.
Dabei liest sich die Liste seiner einstudierten Stücke wie die Empfehlung eines renommierten, professionellen Klangkörpers. Egal, ob weltliche oder geistliche Chormusik a cappella oder in Begleitung von Orchestern und/oder Solisten – mit jedem Auftritt gewann der Chor an Können und Erfahrung. Davon konnten sich die Zuhörer bei den zahlreichen Benefizkonzerten zum Beispiel in Prenzlau für St. Marien oder die katholische Maria- Magdalena-Kirche ebenso überzeugen wie bei Gastspielen während der Uckermärkischen Musikwochen. Mit chorsinfonischen Werken – von Orffs „Carmina Burana“ über Oratorien und Messen unterschiedlichster Komponisten bis hin zu „Lobt den Herrn der Welt“ von Henry Purcell oder Beethovens IX. Sinfonie – haben sich die Konzertsänger bei Berufsorchestern und ihren Dirigenten einen Namen gemacht. Fast selbstredend erarbeiteten sie sich in den zwei Jahrzehnten auch Chöre aus Opern- oder Operetten. Denn bei allem Spaß am Singen sind die Proben und so manche Aufführung auch Arbeit, die Disziplin und Leistung verlangt. Dafür sorgt schon der gestrenge künstlerische Leiter. Schließlich hat der Uckermärkische Konzertchor inzwischen einen Ruf zu verteidigen, den er auch über die Uckermark hinaustrug.
Noch heute schwärmen die Sänger, die damals dabei waren, von den Auftritten im bayrischen Weilheim, in Buchholz (i.d. Nordheide), in Wittenberge und Emden, im litauischen Vilnius und Kaunas oder im schweizerischen Uster sowie im polnischen Swidwin und Stettin. Einen neuen „Ausflug“ unternimmt der Chor am 17. Oktober: Er wird im italienischen Riva del Garda beim Chor- und Orchesterfestival am Gardasee mit dem Preußischen Kammerorchester das Abschlusskonzert mitgestalten. Und noch eine 20 steht den Damen und Herren bevor: die der Weihnachtskonzert-Jahre. Schon der Uckermärkische Volkschor hatte dazu 1991 in die Magdalena-Kirche eingeladen, wie sich Jürgen Bischof erinnert. Was mit zwei Konzerten und etwa 700 Besuchern begann, entwickelte sich zu einem Dauerbrenner, zu dem seit Mitte der 1990er Jahre jährlich rund 2000 Zuhörer strömen. Als Dankeschön für solch anhaltende Treue dürfen sich die Gäste in diesem Jahr zu den vier Konzertterminen auf einige Überraschungen am dritten Adventswochenende freuen, deutet er an.
Zum 20. Geburtstag wird – natürlich mit einem Konzert „Wir laden gern uns Gäste ein“ – Bilanz gezogen und in die Zukunft geschaut. Denn dass der Konzertchor auch künftig die Menschen erfreuen will, darin sind sich alle einig. Dafür werden neue Werke erarbeitet, beispielsweise für das Sonderkonzert am 2. Januar 2011 mit dem Preußischen Kammerorchester und Dirigent Thomas Hennig. Mit den Bachschen Kantaten Nummer 4 bis 6 stehen die selten zu hörenden Teile des Weihnachtsoratoriums auf dem Programm, die der Meister extra für Neujahr, den Sonntag nach Neujahr und das Fest der „Heiligen drei Könige“ komponiert hatte.
Zuvor jedoch ist der Chor am 5. Dezember zu Gast in der Konzertkirche Neubrandenburg. Gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor Neubrandenburg und dem Preußischen Kammerorchester wird er unter Leitung von Jürgen Bischof zum großen Weihnachtskonzert einladen.