Prenzlauer Zeitung vom 16.06.2025
Von Heiko Schulze
Das Klostergartenkonzert des Uckermärkischen Konzertchores ist einer der emotionalen Höhepunkte im Jahr. Dabei vermittelten die 80 Sänger und Musiker mit Blick auf die Geschehnisse in der Welt dieses Mal eine besondere Botschaft.

In der besonderen Atmosphäre des Friedgartens erlebten 480 Besucherinnen und Besucher das 30. Klostergartenkonzert des Uckermärkischen Konzertchores. (Foto: Heiko Schulze)
PRENZLAU – Die Kapazität des Friedgartens als der magische Ort im Ensemble des Prenzlauer Dominikanerklosters wurde mit 480 Sitzplätzen bis an ihre Grenze ausgereizt. Die insgesamt 80 Sängerinnen und Sänger, Musikerinnen und Musiker des Uckermärkischen Konzertchores, des Kinder-Projektchores und des Preußischen Kammerorchesters hätten dabei noch vielmehr Besucher zu dieser besonderen musikalischen Abendstunde begrüßen können. So groß war die Nachfrage im Vorfeld gewesen.
„Es ist für uns nicht einfach nur ein Konzert. Es ist die besondere Atmosphäre, die schon lange Vorfreude in uns auslöst, vergleichbar mit einemlang ersehnten Wiedersehen unter Freunden“, beschreibt es ein Ehepaar aus Templin.
Dabei ist es Tradition, dass die weiblichen Besucher mit einer Rose empfangen werden, Kerzen das historische Gemäuer in eine besondere Atmosphäre tauchen und die ersten Töne mit der Dämmerung um 21 Uhr erklingen.
Für Jürgen Bischof war es das 26. Klostergartenkonzert, das er erarbeitet hatte, leitete und dirigierte. Mit vier Konzerten hatte er seinen Stellvertreter Jakub Rabizo betraut, um angesichts zahlreicher Parallel- Aufgaben entlastet zu werden. Doch das 30. wollte Bischof unbedingt selbst übernehmen.
Dabei entschied er sich mit „Nette Begegnung“ von Oliver Gies zu einer unkonventionellen Begrüßung, die dann in Volkslieder überging. Das Thema Liebe fand sich in der Auswahl der Stücke in verschiedenen Facetten wieder. Auch seinen Lieblingskomponisten Richard Wagner hatte Bischof unter anderem mit dem „Lied an den Abendstern“ im Programm aufgenommen.
Eine besondere Überraschung war der Auftritt der Mädchen und Jungen des Kinder- Projektchores. Sie hatten bereits die Matthäus-Passion in diesem Jahr beeindruckend mitgestaltet, und Jürgen Bischof, selbst stolzer Opa von drei Enkeln, schließt weitere Ideen – mit Blick auf Weihnachten – nicht aus: „Es macht unglaublich viel Spaß, mit Kindern zusammenzuarbeiten. Möglicherweise steckt das noch in meiner Dresdener DNA.“ Er sang selbst einst im Kinderchor des Opernhauses Erfurt und sieben Jahre lang bei den Dresdner Kapellknaben.

Jürgen Bischof dirigiert auf Augenhöhe die Mädchen und Jungen des Kinder-Projektchores. (Foto: Heiko Schulze)
Allen Kindern dieser Welt war das Lied „Warum muss uns das gescheh’n?“ mit den bewegenden Textzeilen von Elsa-Pekka Salonen (Deutsche Textfassung Henry-Martin Klemt) gewidmet. „Wer kann den Krieg für immer verbannen aus dieser Welt, dass nie ein Kind mehr hungert, ein Vater nie mehr fällt?“
Angesichts des Leidens und des Sterbens, das derzeit in nie wieder für möglich gehaltenem Ausmaß unsere Welt an vielen Orten in „Kriegszustand“ versetzt, ein sehr berührender Moment an diesem Abend im Friedgarten des Klosters. Dieses blickt in diesem Jahr übrigens auf seine 750-jährige Geschichte, die das Kloster-Team mit zahlreichen Veranstaltungen im 26. Kultursommer würdigt.
Das 30. Klostergartenkonzert war vor allem ein Jubiläum des Uckermärkischen Konzertchores. In den Anfangsjahren hatten es Musiker des Potsdamer Hornquartetts und des Bläserquartetts der Neubrandenburger Philharmonie mitgestaltet, erinnert Bischof. Schließlich wurden Musiker des Preußischen Kammerorchesters zum festen Bestandteil der besonderen Konzertreihe.
Von Anfang gab es die freundliche Rosen-Begrüßung der weiblichen Besucher. Ebenso kredenzt die Weinhandlung Soyeaux aus Bertikow seit dem ersten Klostergartenkonzert zum Ausklang des Abends ein Gläschen Wein. Tradition hat auch, dass das Publikum mit anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen die Mitwirkenden nicht ohne Zugaben in die Nacht entlässt.

Blumen nach dem Konzert für Jürgen Bischof, überreicht durch Claudia Berg vom Vereinsvorstand des Konzertchors Prenzlau. (Foto: Heiko Schulze)
Und wie blickt Jürgen Bischof selbst am Tag danach auf das 30. Konzert: „Chor, Kinder und Orchester waren mit so viel Konzentration und Spielfreude bei der Sache, und das bei zum Teil sehr anspruchsvollen Chorsätzen: ‚Yesterday‘, ‚Ubi caritas et amor und ‚Warum muss uns das gescheh’n?‘ Das Wort Stolz ist in Deutschland leider immer wieder mit Vorsicht zu genießen. Aber gestern war ich es.“