31. Dezember 2003
Konzertchor bereitet „Auferstehungssinfonie“ vor
Leiter Jürgen Bischof hält Rückschau auf Musikjahr und gibt Ausblick auf neue Projekte – Ein Traum soll sich erfüllen
Uckermark (ms). Zur ersten Probe im neuen Jahr gab Jürgen Bischof gestern Abende „seinen“ Sängerinnen und Sängern vom Uckermärkischen Konzertchor ein Gläschen Sekt aus. Schließlich kann die über hundertköpfige Chorgemeinschaft auf erfolgreiches Wirken verweisen.
Gegenüber dem Uckermark Kurier bezeichnet der langjährige Chorleiter 2003 als ein „außergewöhnlich facettenreiches Jahr. Im Mittelpunkt standen vier Konzerthöhepunkte, die die Sänger ganz unterschiedlich musikalisch-künstlerisch forderte. Das Ensemble demonstrierte – wie als Markenzeichen – erneut die große Vielfalt ihres Repertoires“, erklärt Bischof.
Im ausverkauften Kultur-und Plenarsaal Prenzlau präsentierte der Chor mit dem Preußischen Kammerorchester und Berliner Solisten Ohrwürmer aus beliebten Operetten. A-cappella-Gesang vom Madrigal bis zum Volkslied „besinnlich und heiter“, erinnert Bischof. Zum traditionellen Klostergartenkonzert kamen über 500 Besucher in den Friedgarten des Dominikanerklosters. Das beliebte Abendkonzert ist aus dem uckermärkischen Kulturkalender längst nicht mehr wegzudenken.
Übrigens wurde das Konzert im Festsaal des Stettiner Schlosses wiederholt.
Bis an die Grenzen geführt
„Bei der Aufführung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven im Rahmen der Uckermärkischen Musikwochen wurde das Laienensemble an die Grenzen stimmlicher Belastbarkeit geführt“, schätzt der Chorleiter im Rückblick ein. Der tosende Beifall von fast 900 Besuchern in St. Marien Prenzlau sei verdienter Lohn für über ein halbes Jahr intensivster Vorbereitung gewesen.
Und nicht mehr nur lokales Ereignis sind die traditionellen Weihnachtskonzerte des Konzertchores unter der Federführung seines Leiters. 1990 begannen er mit dem Chor in der Adventszeit mit zwei Konzerten und 600 Zuhörern in St. Maria Magdalena zu Prenzlau. Zu den vier Konzerten im vergangenen Jahr kamen 2600 Gäste, die mittlerweile auch aus anderen Bundesländern anreisen, um das vorweihnachtliche Musizieren zu erleben. Immer wieder stellt Bischof in Gesprächen mit dem Uckermark Kurier heraus, dass es für einen Chorleiter ganz wichtig sei, die von ihm geleiteten Gemeinschaft gelegentlich als Zuhörer zu erleben. Deshalb misst er Gastdirigenten besondere Bedeutung bei. „Die erneute Zusammenarbeit mit Thomas Runge beim Muttertagskonzert und Daniel Inbals Dirigat der 9. Sinfonie brachten erfrischende Impulse und künstlerische Akzente, die sich ein Chorleiter für die Weiterentwicklung seines Ensembles nur wünschen kann.“
Verlässliche Partner sind für das Laienensemble, das vom gleichnamigen Verein getragen wird, von wachsender Bedeutung. Seit Jahren arbeitet der Chor daher eng mit dem Uckermärkische Musikwochen e.V., dem Preußischen Kammerorchester, dem Stettiner Schloss und der Sparkasse Uckermark zusammen, wie die Aufführung der 9. Sinfonie verdeutlichte. Projekte des Chores werden kontinuierlich vom Landkreis Uckermark und der Stadt Prenzlau gefördert.
Solche Partnerschaften ermöglichen es dem Konzertchor-Verein, als Veranstalter aufzutreten. So lädt er am 14. Februar in die Prenzlauer Nikolaikirche ein, wo Prof. Constantin Alex das „Elias“-Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy dirigiert, das Alex gemeinsam mit dem internationalen Studentenchor und dem internationale Studentenorchester der Berliner Humboldt-Uni präsentiert.
Natürlich halte dieses Jahr für Freunde der Chormusik viele weitere vormerkenswerte Termine bereit, versichert Bischof. So ist der Konzertchor erstmals Mitveranstalter des alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen Chorfestivals Stettin und plant, am Himmelfahrtstag, dem 20. Mai, ein Gastspiel des Moskauer Kinderchores „Vesna“. Mit diesem Konzert setzt der Konzertchor seine Veranstaltungsreihe mit berühmten Chören der Welt fort, in der bereits der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor Leipzig in Prenzlau sangen.
Tradition und Besonderes
Am 11. Juni erklingt erneut die „Musik zur Abendstunde“ zur Eröffnung des Kultursommers im Friedgarten des Dominikanerklosters. Im Sommer bestreitet der Konzertchor das traditionelle Konzert in St. Marien, wieder im Rahmen der Uckermärkischen Musikwochen. Die vier Weihnachtskonzerte erklingen in diesem Jahr am 18. und 19. Dezember in St. Nikolai Prenzlau. Zuvor soll das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach erstmals mit dem Konzertchor in Prenzlau zur Aufführung kommen.
Schließlich gibt der Chorleiter Ausblick auf einen ganz besonderen Höhepunkt. Mit dem Staatsorchester Frankfurt (Oder) wird die Zusammenarbeit fortgesetzt. Noch gut in Erinnerung sein dürfte beim Publikum das Konzert mit Carl Orffs „Carmina burana“ unter Leitung von Michael Güttler sein (mittlerweile Vize-Orchesterchef am Staatstheater St. Petersburg), das die beiden Ensembles mit überregionaler Resonanz in Prenzlau und Schwedt aufführten. Nun wagen sich beide an Gustav Mahlers Auferstehungs-Sinfonie. „Die kompositorische Anlage des Werkes ist – trotz der akustischen Probleme in St. Marien – bestens für eine Aufführung an diesem Ort geeignet“, zeigt sich Jürgen Bischof überzeugt. Sinngemäß treffen zwei Giganten aufeinander: „ein grandioses Tongemälde und ein nicht weniger grandioses Bauwerk“. Die Aufführung dieses Werks in St. Marien wäre für ihn die Erfüllung eines Traums. „Solange ich noch die Möglichkeit dazu habe, möchte ich diesen Traum für die Prenzlauer Musikfreunde und Gäste der Stadt Wirklichkeit werden lassen“, erklärt Jürgen Bischof.