Uckermarkkkurier vom 20.05.2016
Von Sebastian Klaus
Dem Dirigenten Jürgen Bischof ist gelungen, was wohl nur wenige Leute vor ihm geschafft haben: Angela Merkel schrieb ihm einen persönlichen Brief, um sich bei dem Prenzlauer zu bedanken.
Die Überraschung wartete im Briefkasten. Eigentlich wollte Jürgen Bischof an jenem Mittwochmorgen seine Post wie sonst auch erst nach der Arbeit öffnen, aber dann sah er den Bundesadler auf dem Kuvert. „Da war ich natürlich erst einmal ganz baff“, sagt Bischof über den Moment, in dem er den weißen Umschlag das erste Mal in der Hand hielt. Post von der Kanzlerin gibt es ja schließlich auch nicht alle Tage.
Nun gibt es zu dem Brief eine Vorgeschichte. Ende April hatte sich Bischof an die Arbeit gemacht und ein eigenes Schreiben an das Bundeskanzleramt aufgesetzt. Lange hatte er darüber gebrütet, was er der mächtigsten Frau der Republik nur mitteilen könnte, hatte sorgfältig an seinen Worten gefeilt und hatte schließlich, mit seinen Zeilen zufrieden, den Brief eingetütet. Bischofs Clou, um das Interesse der Kanzlerin zu wecken: Eine CD mit Musik aus der alten Heimat von Frau Merkel. „Ich wusste ja, dass sie musikbegeistert ist“, sagt der Dirigent, „aber ich hätte trotzdem nie gedacht, dass mir die Bundeskanzlerin persönlich antworten würde.“
„Schöne Erinnerung an die Jugendzeit in Templin“
Die CD „Romantik pur“ wurde im Oktober 2015 von Jürgen Bischof und anderen Mitgliedern des Preußischen Kammerorchesters in der Maria-Magdalenen-Kirche in Templin eingespielt. Jener Kirche, in der die kleine Angela, damals noch mit dem Familiennamen Kasner, im Mai 1970 getauft wurde und in der die Tochter eines evangelischen Pfarrers noch am Reformationstag 2014 eine Rede zum Thema christlicher Glauben in der Politik hielt: eine musikalische Zeitreise.
Auf die Idee, der Kanzlerin einen Brief zu schicken, hatte Bischof ein Verwandter aus Erfurt gebracht. „Es sollte ein kreatives Andenken werden“, verrät Bischof, „ich dachte, vielleicht so ihre Erinnerungen an die Uckermark wecken zu können.“ Und der Plan ging auf: „Ich habe mich sehr über diesen musikalischen Gruß gefreut“, heißt es in dem Schreiben, „und danke Ihnen, dass Sie mich auf diese schöne Weise an meine Jugendzeit in Templin erinnert haben.“