Prenzlauer Zeitung vom 05.10.2010
„Ein musikalischer Kraftakt, den das Publikum würdigte“
Ereignis: Der Uckermärkische Konzertchor und die Kantorei Prenzlau gestalten – erstmals seit 20 Jahren – ein gemeinsames Konzert zum Tag der Einheit.
Von Lisa Martin
Prenzlau. Das Festkonzert am Vorabend des 20. Jahrestages der deutschen Einheit war dem Anlass mehr als angemessen. Ein halbes Jahr lang hatten der Uckermärkische Konzertchor und der Chor der Kantorei Prenzlau gemeinsam mit ihren beiden Leitern Jürgen Bischof und Hannes Ludwig für das Musikereignis geprobt. Vor 20 Jahren, so Kantor Ludwig, haben der Konzertchor und damals der Chor von St. Sabinen, aus dem später der Chor der Kantorei hervorging, schon einmal ein gemeinsames Konzert veranstaltet. „Nun ist es wieder soweit“, begrüßte Hannes Ludwig das Publikum am Samstagabend in der Nikolaikirche. Die Spannung war den Akteuren anzumerken. „Die Aufführung der Werke, die wir vorbereitet haben, ist eine Herausforderung“, so Bischof.
Mit der Messe solennelle op. 16 für Chor und zwei Orgeln, geschrieben 1900 von Louis Vierne, sowie den ausgewählten Kompositionen von Marcel Dupré, Léo Delibes, Léon Boëllmann und César Franck hatte manWerke ausgesucht, die für große Chöre geschrieben wurden. „Für Kathedralen, wie es auch der Titel unseres Konzertes besagt“, so Ludwig. Hoffte er zu Beginn des Konzertes noch, dass man diesem Anspruch in St. Nikolai gerecht werden könne, so wurde eben dies mit lang anhaltendem Applaus, euphorischen Bravorufen und dem Wunsch nach einer Zugabe am Ende lautstark bestätigt.
„Das war ein sehr nachhaltiges Erlebnis“, so der Kantor noch unter dem Eindruck des Konzertabends, der für ihn emotional ausgesprochen bewegend gewesen sei. Jürgen Bischof lobte vor allem die Chöre, die Außerordentliches leisteten und förmlich über sich selbst hinauswuchsen. „Wir hatten es hier mit Werken zu tun, die den Sängerinnen und Sängern sehr viel abverlangten. Vor allem in der Endphase der Proben sind beide Chöre zusammengewachsen und im Konzert förmlich verschmolzen. Das war ein Kraftakt, den auch das Publikum spürte und zu würdigen wusste“, so Bischof.
Gemeinsam mit Kantor Hannes Ludwig hofft er, dass dieses Konzert in weiteren Projekten der beiden Chöre seine Fortsetzung finden wird. Ausschnitte wurden im Rahmen des Festgottesdienstes zum Tag der deutschen Einheit noch einmal aufgeführt.
Prenzlauer Zeitung vom 17.09.2010
Gemeinsamer Auftritt nach 20 Jahren
Musik: Die Kantorei Prenzlau und der Uckermärkische Konzertchor laden am 2. Oktober um 19 Uhr zum Konzert „Kathedral-Klänge“ in St. Nikolai ein.
Von Oliver Spitza
Prenzlau. Das hat es seit 20 Jahren nicht mehr gegeben: Ein gemeinsamer Auftritt der Kantorei Prenzlau und des Uckermärkischen Konzertchores. Vor zwei Jahrzehnten hatte ein solcher in St. Marien stattgefunden, nun, zum runden Wiedervereinigungsjubiläum, haben sich die Sänger wieder zusammengefunden. Am Sonnabend, dem 2. Oktober, laden die beiden Chöre zum großen Sonderkonzert „Kathedral-Klänge“ in die Kreisstadt ein. Das Konzert beginnt um 19 Uhr in St. Nikolai.
Circa 650 Besucher werden dieses einmalige Ereignis mit 100 Sängern, zwei Organisten und zwei Dirigenten live verfolgen können, mehr Platz ist in der altehrwürdigen Kirche nicht. Die Nachfrage nach Karten ist groß, diese gibt es im Vorverkauf in der Stadtinformation und im Dominikanerkloster, im Büro der Nikolaikirchgemeinde und im Buchhaus Schulz. Wer keine Karte mehr ergattern sollte, darf sich mit einer CD trösten. Das Konzert wird nämlich von einer Berliner Firma mitgeschnitten, die Aufnahme könnte vielleicht schon zu Weihnachten in den Handel kommen, wie Jürgen Bischof ankündigte.
Die beiden Chöre unter der Leitung von Hannes Ludwig und Jürgen Bischof proben schon seit dem Frühsommer. Denn es stehen absolut anspruchsvolle Werke auf dem Programm. Da ist zunächst die 1900 vom Franzosen Louis Vierne (1870-1937) komponierte „Messe solennelle“ für Chor und zwei Orgeln. Zwei große symphonische Klangkörper treffen hier aufeinander und verschmelzen zu einem gewaltigen Werk. Die beiden Orgeln spielen Hannes Ludwig und Peter Agge (Bardowick/Lüneburger Heide). Neben der historischen Sauer-Orgel in St. Nikolai wird eine von der Kreismusikschule zur Verfügung gestellte digitale Viscount-Orgel erklingen. Der mit einer starken Sehbehinderung geborene Louis Vierne hörte als Zehnjähriger erstmals in der Pariser Kirche Ste. Clotilde den berühmten Organisten César Franck (1822-1890). Für den jungen Musikschüler ein prägendes Schlüsselerlebnis, eine Art Offenbarung. 1889 nahm Vierne noch Unterricht bei Franck, der als Professor für Orgel am Pariser Konservatorium arbeitete. Und so dürfen natürlich am 2. Oktober beim großen Konzert in St. Nikolai auch Werke des bedeutendsten französischen Komponisten, Lehrers und Organisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht fehlen. Es erklingen seine Kompositionen Psalm 150 und Ave Maria.
Louis Vierne musste noch viele schwere Schicksalsschläge hinnehmen (nach einem komplizierten Beinbruch musste er seine Pedaltechnik völlig neu erlernen, 1907 erkrankte er lebensgefährlich an Typhus, einige Jahre später erkrankte er an grünem Star und erblindete schließlich völlig), trotzdem unternahm er gefeierte Konzertreisen durch Europa und die USA. Er starb 1937 während eines Orgelkonzerts am Spieltisch seiner Orgel in der Pariser Kathedrale Notre- Dame.
Am Pariser Konservatorium studierte ab 1902 auch Marcel Dupré (1886-1971). 1934 wurde er Organist an der großen Cavaillé-Coll-Orgel von St. Sulpice de Paris. Er komponierte und lehrte und prägte den Orgelstil und die Qualität der Organisten einer ganzen Generation. Von ihm erklingen am 2. Oktober ebenso Werke wie von Léo Delibes (1836-1891) und Léon Boellmann (1862-1897). Die Besucher dürfen sich also am 2. Oktober auf einen großartigen Musikabend in St. Nikolai freuen.