Prenzlauer Zeitung vom 24./25.09.2011
Kosmetikerin schlüpft ins Bühnenoutfit
Verstärkung: An den Uckermärkischen Bühnen ist bald Premiere für das Stück „Im weißen Rössl“. Diesmal sind Hobbysänger aus der Region mit dabei.
Von Martin E. Kruppa
Uckermark. So langsam kommen die Prenzlauer Sänger auf den Uckermärkischen Bühnen Schwedt ins Schwitzen. Nur noch wenige Tage verbleiben, bis sich der Vorhang zur Premiere „Im weißen Rössl“ am 1. Oktober hebt. Den routinierten ubs-Schauspielern ist es nicht anzusehen, doch bei den Chorsängern steigt die Aufregung, aber auch die Vorfreude.
Zudem erhielten sie in dieser Woche bei der ersten Ausstattungsprobe einen Eindruck davon, wie schweißtreibend es ist, in den Kostümen zu singen und zu schauspielern. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass sich die 20 Sänger und Sängerinnen aus Prenzlau und Umgebung in Schwedt einfinden und ihren Bühnenauftritt proben. Für alle ist es Freizeit, die sie einsetzen. Ohne Bezahlung, nur aufgrund der Freude am Singen oder Schauspielern nehmen sie die zusätzliche Belastung neben Arbeit, Familie und Hobbys in Kauf.
Eine von ihnen ist Jana Szwajkowski (41). Sie ist Inhaberin des Kosmetikstudios „City Perfumes“ in Prenzlau und trägt die Verantwortung für vier Angestellte und ihre 14-jährige Tochter. Ganz nebenbei ist sie im Kammerchor Prenzlau aktiv und nimmt an der Kreismusikschule Gesangsunterricht. Jetzt kommen die häufigen Proben in Schwedt hinzu, die mit einer langen Anfahrt und für sie oft frühen Aufbruchzeiten einhergehen. Auf die Frage, wie sich das mit ihrem Beruf und Privatleben vereinbaren lässt, muss sie nicht lange überlegen.
„Selbstständigkeit erfordert ein hohes Maß an Koordinationsfähigkeit. Ich habe mich bewusst für die Selbstständigkeit entschieden, weil ich gerne Verantwortung übernehme, für mich selbst, für meine Familie und für meine Angestellten. Dies kostet enorm viel Kraft, was ich wiederum durch meine Chorarbeit kompensiere.“
Sie sieht die Arbeit im Chor als eine Quelle der Freude und Entspannung. „Auch wenn die Proben oft anstrengend sind, gibt mir die Chorarbeit ein gutes Lebensgefühl.“ An dem langwierigen Projekt mit den Uckermärkischen Bühnen Schwedt teilzunehmen, das war auch für sie nicht selbstverständlich. „Ich hatte großen Respekt vor der neuen Herausforderung, Gesang und Schauspiel miteinander zu verbinden und natürlich das alles mit meinem Beruf und meiner Familie zu vereinbaren.“
Auch Jürgen Bischof ist mit seiner Auswahl zufrieden. Er hat das kleine Ensemble aus den unterschiedlichen Chören, die er leitet, zusammengestellt. „Es ist schon eine besondere Herausforderung, so eine komplette Produktion mitzugestalten. Die meisten Chormitglieder schaffen das schon alleine aufgrund der hohen zeitlichen Anforderung nicht.“ So hatte auch Jana Szwajkowski zunächst Bedenken. Erst nach sorgfältigen Überlegungen konnte sie zusagen. „Eine gute Koordination von Beruf, Familie und Hobbys macht das Mitwirken am Rössl-Projekt möglich. Nicht zuletzt die Tatsache, dass mich meine liebe Mama bei der Hausarbeit unterstützt.“
Heute ab 14 Uhr kann sich jeder selbst ein Bild machen. Beim Tag der offenen Tür können sich Neugierige in ubs umsehen.
Telefon: 03332 538111
Prenzlauer Zeitung vom 17.08.2011
Alpenglühn beidseitig der Autobahn
Vorschau: Am 1. Oktober hat das berühmte Singspiel „Im weißen Rößl“ Premiere am Theater in Schwedt. Mit dabei sind 26 „Bischöfliche“ Chormitglieder.
Von Oliver Spitza
Prenzlau. „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“, schallt es vielstimmig aus dem Garten der Musikschule Prenzlau. Alpenglühn in der Uckermark? So könnte man es nennen, denn am 1. Oktober hat das berühmte Singspiel „Im weißen Rößl“ Premiere an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt. Und mit dabei: Sänger aus Prenzlau, sozusagen „handverlesen aus den Bischof’schen Chören“, wie Jürgen Bischof lachend sagt. Erstmals habe sich das Theater der Oderstadt sängerische Verstärkung aus Prenzlau für eine Bühnenproduktion geholt, „es gibt also doch Gemeinsamkeiten über die Autobahngrenze hinweg“, wie Bischof betont.
26 Mitglieder aus dem Uckermärkischen Konzertchor, aus dem Kammerchor Prenzlau und des Jugendchores des Scherpf-Gymnasiums sind mit von der Partie, seit Wochen wird bereits intensiv geprobt, morgen Abend findet die erste Bühnenprobe in Schwedt mit dem Regisseur Peter Fabers statt. Noch weitere 15 Proben in der Oderstadt folgen. „Es ist also für alle Beteiligten eine gewaltige zeitliche wie musikalische Herausforderung“, sagt Jürgen Bischof. Denn es wird nicht nur zehn Aufführungen des „Weißen Rößls“ in Schwedt, sondern auch noch zwei in Frankfurt/Oder geben. Singen bei gleichzeitigem Spiel – das ist auch für die „Bischöflichen“ Chormitglieder neu. Zur stimmlichen kommt also auch noch die optische Bühnenpräsenz bei durchgängig vierstimmigem Chorsatz. „Es spricht aber auch für unsere musikalische Vielseitigkeit, dass man uns mit dieser Aufgabe betraut hat“, so Bischof.
„Das weiße Rößl“ von Ralph Benatzky – uraufgeführt am 8. November 1930 in Berlin – gehört zu den meistaufgeführten Singspielen. Viele Melodien („Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?“ von Robert Gilbert, „Die ganze Welt ist himmelblau“ und „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ von Robert Stolz oder „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“ von Ralph Benatzky) aus diesem turbulenten Liebesreigen in drei Akten, das im Hotel „Weißes Rössl“ in Sankt Wolfgang im Salzkammergut in Österreich spielt, sind seitdem schon fast zu Volksliedern geworden. In den englischen und französischen Vorkriegsproduktionen des „Weißen Rößl“ gab es zwei weitere Kompositionen von Robert Stolz, darunter das berühmte „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“. Endlose Rechtsstreitigkeiten verhindern aber, dass diese beiden Lieder in Deutschland in diesem Singspiel aufgeführt werden dürfen. In der Nazi-Zeit war das Werk wegen der jüdischen Mitautoren verboten. Mehrfach wurde das „Weiße Rößl“ verfilmt.
Der Kartenvorverkauf (montags 12 bis 17 Uhr und dienstags bis freitags 12 bis 20 Uhr) hat bereits begonnen. Telefon: 03332 538111