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18.04.2014: Karfreitagskonzert

Uckermarkkurier vom 22.04.2014

Uckermärker feiern ihren Stettiner Meisterdirigenten

Das Requiem von Gabriel Fauré rührte die Herzen zutiefst. Doch Eugeniusz Kus entließ die Zuhörer des Karfreitagkonzerts mit einem besonderen Hochgefühl. Für Juni kündete er die nächste Aktion in der Uckermark an.

Von Monika Strehlow

Eugeniusz Kus (Foto: Monika Strehlow)Prenzlau. Das hatte sich Gertrud Köster von ihren Kindern zum 86. Geburtstag gewünscht: ein Konzert des Preußischen Kammerorchesters und ihrer Stettiner Musik-Partner unter Leitung von Eugeniusz Kus. „Wir haben meine Schwiegermutter zu Ostern aus Tutow zu uns geholt  und gönnen uns zum ersten Mal dieses Konzert in der Nikolaikirche“, verriet Ilona Köster. Außerdem singe ein Kollege von ihr mit. Wolfgang  Weniger stand in der Männerstimmen-Riege des Uckermärkischen Konzertchores, der die Reihen des Chores der Stettiner Camerata Musica  verstärkte.

Zum 16. Mal erlebten die Uckermärker den traditionellen deutsch-polnischen Klassikabend am Karfreitag, dem sie ungebrochen treu blieben.  Bisher gab es ein Werk nie zweimal zu hören. Immer noch finden die Initiatoren Jürgen Bischof und Eugeniusz Kus – der Direktor der  Uckermärkischen Kulturagentur und der Dirigent und Professor an der Musikakademie der polnischen Nachbarmetropole – neue Werke für die Passionszeit. Nach Bach, Mozart, Brahms, Haydn, Szymanowsky, Rossini, Dvorak und Vivaldi fiel diesmal die Wahl auf Trauermusik von Komponisten des Barock und der Klassik. Von Giovanni Battista Pergolesi, der schon 1736 mit 26 Jahren starb und zu den Legenden der  Musikgeschichte gehört, erklang mit dem Stabat Mater sein letztes vollendetes Werk. Von Gabriel Fauré erfüllte das Requiem die Kirche. Für  den Templiner Klassik-Kenner Peter Ullrich ist Faurés Gesamtwerk viel zu wenig bekannt, mit Ausnahme seines Requiems. „Die  Uraufführung anlässlich eines Trauergottesdienstes in Paris war für die Amtskirche seiner Zeit ein großer Skandal. Hatte er sich doch  erdreistet, die vorgeschriebene Abfolge zu verändern.“

Von Skandal war in der Nikolaikirche nichts zu spüren. Die Zuhörer feierten „ihren“ Dirigenten Kus und die polnischen Solisten mit endlosem Beifall. Eine Zugabe gab es dennoch nicht. Dafür ein galantes Abschiedswort von Eugeniusz Kus, natürlich auf deutsch: „Wir wünschen allen ein schönes Osterfest.“

Das nächste deutsch-polnische Projekt steht bevor. Am neunten Internationalen Chorfestival Stettin vom 5. bis 9. Juni nimmt auch der Konzertchor teil. Ein Auftaktkonzert ist für den 5. Juni in Prenzlau geplant, sagte Kus.


Uckermarkkurier vom 15.04.2014

Beliebter Preisträger dirigiert wieder in Prenzlau

Seit 20 Jahren geben deutsche und polnische Musiker in der Prenzlauer Nikolaikirche am Karfreitag ein Konzert. Die Ideen für Passionsmusiken gehen nicht aus.

Von Monika Strehlow

Eugeniusz Kus (Foto: Monika Strehlow)Prenzlau. Eugeniusz Kus kommt wieder nach Prenzlau. Der Dirigent und Professor an der Stettiner Musikakademie wird am 18. April das  traditionelle große Konzert in der Nikolaikirche leiten. 1974 bis Ende 2008 war er Direktor des Schlosses der pommerschen Herzöge, eines der größten Kulturzentren in Westpommern, und ist den Uckermärkern längst kein Unbekannter mehr. Viele Konzerte in der Kreisstadt trugen seine Handschrift, zudem ist er Leiter des Internationalen Chorfestivals, das alle zwei Jahre sowohl in Stettin und anderen Orten der  Wojewodschaft als auch in Prenzlau stattfindet.

Auf den Schwingen der Musik fand Eugeniusz Kus schon in den 1990er Jahren in die Uckermark, lange bevor das Schengener Abkommen die Grenzanlagen an der Oder überflüssig machten. Heute kann er mit Jürgen Bischof über die Erlebnisse an der Grenze nur noch  schmunzeln. Manche Kontrolle zog sich doch in die Länge…

Mit Bischof, dem damaligen Intendanten des Preußischen Kammerorchesters und heutigen geschäftsführenden Direktor der  Uckermärkischen Kulturagentur, fand er schnell eine gemeinsame Sprache. So gab das Ensemble Camerata Nova mit dem Kammerorchester  und Kammerchor am 9. April 1995 sein erstes Konzert in der Nikolaikirche, erinnert sich Eugeniusz Kus. „Wir haben den ‚Messias‘ von  Händel gesungen. Persönlich habe ich Herrn Bischof ein wenig später kennengelernt.“ Der hatte die Karfreitagsmusiken in Prenzlau bereits ins Leben gerufen und freute sich über den neuen Partner. So pf legen die beiden Musikmanager und -pädagogen seit 1999 regelmäßig Kontakte.

Neben den Karfreitagskonzerten, die auch von anderen Dirigenten bestritten wurden, gehören auch die opulenten Aufführungen der Carmina  Burana 2007 und 2013 auf der Prenzlauer Freilichtbühne unter Leitung von Kus oder die Weihnachtsoratorien von Bach und Saint-Saens zu den Früchten dieser Kooperation. „Es ist selbstverständlich, dass uns die  Musik verbindet“, verweist Kus auf gemeinsame berufliche Aufgaben. 2008 wurden seine Verdienste mit der Europa-Urkunde des Landes Brandenburg geehrt. Zudem ist der Stettiner seit 2013 Träger des Preises  „Pomerania Nostra“. Er sei einer der wichtigsten Gestalter der regionalen deutsch-polnischen Zusammenarbeit, befanden die Preisstifter, zu denen unter anderem der Nordkurier gehört. Kus’ Engagement trage nachhaltig dazu bei, dass Polen und Deutsche wieder enger aneinander rücken.

In den 20 Jahren der Prenzlauer Karfreitagskonzerte seien fast alle bedeutenden Passionsmusiken erklingen, sagt Jürgen Bischof. Mit dem Requiem von Gabriel Fauré wird dem am 18. April ab 19 Uhr ein weiterer  Akzent hinzugefügt. Polnische Solisten, der Chor der Camerata Musica, Mitglieder des Uckermärkischen Konzertchores und das Preußische Kammerorchester bringen unter dem Dirigat von Eugeniusz Kus ein  besonderes romantisches Werk zu Gehör, das Gabriel Fauré zwischen 1885 und 1887 komponierte, dem Todesjahr seines Vaters und seiner Mutter. Das „Stabat Mater“ von Giovanni Baptista Pergolesi entstand 150  Jahre zuvor und gehörte im 18. Jahrhundert zum beliebtesten Werk.