Suche
Suche Menü

17./18. Dezember 2005: Weihnachtskonzerte

Artikel vom 19.12.2005

Fern jeglicher Betulichkeit

Erwärmend. Auf rutschfestem Klangteppich schwelgen Uckermärkischer Konzertchor und Preußisches Kammerorchester beim Konzert in Prenzlau.

Von Peter Buske

Weihnachtskonzert 2005Prenzlau. Mit „Sommernacht in Rom“ beschallt die Freiwillige Feuerwehr lautstark den Miniweihnachtsmarkt in der Friedrichstraße. Auch beim nachfolgenden „Mexiko“ will kaum adventliche Stimmung aufkommen. Kalt ist’s, und so gibt es in der Nikolaikirche Glühwein zum Aufwärmen. Die Seele labt sich freilich an vorweihnachtlicher Musik, die der Uckermärkische Konzertchor Prenzlau unter Mitwirkung des Preußischen Kammerorchesters und von Marco Schindler (Piccolo-Trompete) am Wochenende in insgesamt vier Konzerten erklingen lässt. Geistliche und weltliche Chorsätze wechseln mit Orchesterstücken. Und zweimal ist das Auditorium liedgemäß „alle Jahr wieder „zu gemeinsamem Gesang gebeten.

Paukenumwirbelt und trompetenstrahlend erklingt mehrsprachig die bekannte Weise „Adeste fideles“ im Chorsatz von Jürgen Bischof, dem auch die Gesamtleitung des traditionellen Adventskonzertes zufüllt. Die frischen und klaren Stimmen des sicht- und hörbar verjüngten Uckermärkischen Konzertchores jauchzen und frohlocken mächtig gewaltig, auch wenn das effektvoll Ausgebreitete nicht der Bachschen Notenfeder entstammt. Man singt unangestrengt miteinander, achtet auf genaue Einsätze und Töne, weiß um der mehrstimmigen Gesänge gefühlvolle Verkündigungen („Zu Bethlehem geboren“, „Freu‘ dich Erd‘ und Sternenzelt“. Fröhlich geht es allenthalben zu.

Auch was die Zeitmaße angeht, mangelt es dem Gesungenen erfreulicherweise an jeglicher Betulichkeit. Und so erscheinen die alten Melodien wie blank geputzt. Manche erstrahlen in modernen Neusätzen (wie denen von Carsten Gerlitz) regelrecht witzig und originell. Plastisch deuten die Choristen beispielsweise aus, wie in der finnischen Weise „Tomtarnas Julnatt“ die Wichtel in der Weihnachtsnacht, tippeltripptapp, aus dem Walde kommen. Modern rhythmisiert, wissen auch die Ausschnitte aus John Rutters Zyklus „Die beste Zeit im Jahr“ sehr zu gefallen.

Nicht nur dabei tönen die Chorsoprane total schärfenfrei (eine Rarität bei Amateurchören!), entpuppen sich die Alte als vorzügliche Füllstimmen. Die Tenöre erweisen sich als konturenfest, und die Bässe suchen ein solides Fundament zu schaffen. Zusammen ergibt das eine wohltönende, modellierfreundliche Klangmasse, Jürgen Bischof „knetet“ sie nach Nutz und Frommen.

Auch die Musiker des Preußischen Kammerorchesters wissen beim Begleiten davon zu profitieren. In ihren Solobeiträgen hören (und sehen) sie allein auf Konzertmeister Mark Lambert. In Händels D-Dur-Suite HWV 341 bereiten sie Marco Schindler einen rutschfesten Klangteppich, auf dem der Blasartist mit kraftvollen und sicheren Stakkati voller Glanz und Gloria genauso brillieren kann, wie bei virtuosen Trillern. In geruhsamen Läufen schleichen sich mitunter klitzekleine Unkonzentriertheiten ein. Mit einer Chorzugabe, wird man in die Winternacht von Prenzlau entlassen.