Prenzlauer Zeitung vom 06.05.2025
Von Ines Baumgartl
Mit einem Konzerterlebnis der besonderen Art haben Chöre, Orchester und Solisten die Besucher in der Prenzlauer St. Nikolai-Kirche begeistert. Sie können sich schon auf weitere Höhepunkte freuen.

Zwei musikalisch getrennte Chöre sowie zwei Orchester und fünf Solisten gestalteten in der Prenzlauer Nikolaikirche die Aufführung der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach in der Einrichtung von Felix Mendelssohn Bartholdy. (Foto: Ines Baumgartl)
PRENZLAU – Zwei musikalisch getrennte Chöre sowie zwei Orchester und fünf Solisten gestalteten die Aufführung der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach in der Prenzlauer Nikolaikirche. Eine inzwischen 30 Jahre währende Tradition ist es, dass das Preußische Kammerorchester am Karfreitag in dieser Kirche auftritt. Ein Novum dabei war, dass den Choral „O Lamm Gottes unschuldig“ im Eingangschor der Passion Kinder gemeinsam mit ihren Müttern sangen.
„Offensichtlich kommt da bei mir das ‚Opa-Gen‘ durch“, erklärte dazu augenzwinkernd Jürgen Bischof, selbst stolzer Opa von drei Enkelkindern. Beim Klosterkartenkonzert am 13. Juni (ausverkauft) ist ein weiterer Auftritt der Kinder geplant. Die Kinder sind mit viel Engagement und Freude dabei, schwärmt Bischof: „Sie fordern heraus und sind motiviert und motivierend zugleich.“

Den Choral „O Lamm Gottes unschuldig“ im Eingangschor der Passion sangen Kinder gemeinsam mit ihren Müttern. (Foto: Ines Baumgartl)
Ein weiterer musikalischer Höhepunkt im Bach- Gedenkjahr (275. Todestag des Komponisten) ist am 23. Mai beim Eröffnungskonzert des Uckermärkischen Orgelfrühlings in Angermünde zu erleben. Dort erklingen Werke von Johann Sebastian Bach, ergänzt mit Werken seiner Zeitgenossen.
Bei der diesjährigen Matthäus- Passion musizierte das Preußische Kammerorchester unter anderem mit Thaisen Rusch (Evangelist), Tye Maurice Thomas (Jesu Worte), dem Collegium Vocale Berlin, Mitgliedern des Berliner Oratorien-Chores und des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau.
„Das war doch ein gelungener Einstieg“, freute sich Bischof über die Umsetzung seiner Idee. Der Dirigent und Künstlerische Leiter des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau war selbst nicht viel älter als die mitwirkenden Kinder, als er mit dem Kreuzchor die Passion sang. „Außerdem hatte Bach auch nur seine Thomaner und das waren Kinderstimmen.“ Fünf Mädchen und ein Junge im Alter von sechs bis elf hatten einmal pro Woche eine Dreiviertelstunde geprobt. Die Kinder von Musikern und Chormitgliedern hatten diesen Auftritt ganz unterschiedlich erlebt. „Anfangs war ich ganz aufgeregt. Aber dann habe ich nicht mehr daran gedacht, dass vor mir Leute sitzen, und war ganz ausgerichtet auf den Dirigenten“, sagte Sophia Marie Schön (9). Der gleichaltrige David Gergely fand das Üben zwar entspannt, fühlte sich aber bei der Aufführung auch ein bisschen überfordert. „Ich bin froh, dass ich es geschafft habe.“
Bischof lobte die sauber gesungene Partie und möchte gern weitere Projekte umsetzen: „Die Flamme lodert, sie soll nicht ausgehen.“ Dirigent Thomas Hennig dankte den jungen Sängern mit einer kleinen Verbeugung, würdigte aber auch am Ende die Leistungen der anderen Mitwirkenden entsprechend. So konnte das Publikum auch der Konzertmeisterin des Preußischen Kammerorchesters Aiko Ogata für ihr mit Hingabe auf höchstem Niveau vorgetragenes Violin-Solo mit begeistertem Beifall danken.
Sehr bewegt zeigte sich Zuhörerin Katja Neels „Das ist eine traurige Geschichte von Verschwörung, Verrat und Tod. Ich bin nicht gläubig, verstehe aber, wie wichtig für Gläubige der Karfreitag ist. Ich wollte diese Passionsmusik gerne live hören und kam deshalb zum Konzert.“
Anders hingegen Gudrun und Thomas Dietz. Beide hatten die Matthäuspassion mehrfach als Chorsänger in Greifswald, Stralsund und Berlin gesungen. Die für die Aufführung in der Nikolaikirche gewählte Einrichtung des Bach-Werkes von F. Mendelssohn Bartholdy aus dem Jahr 1829 wirke auf sie in mancherlei Hinsicht befremdlich. Wesentliche Arien und Choräle würden fehlen. Ihr ganz großer Dank galt den Musikern und der Organisation. „Dass Prenzlau Jahr für Jahr eine große Musik am Karfreitag anbietet, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen und zu würdigen.“