Prenzlauer Zeitung vom 17.12.2024
Von Lisa Martin
Alle Jahre wieder – das Konzert des Uckermärkischen Konzertchores, begleitet vom Preußischen Kammerorchester, hat Tradition und begeistert aufs Neue – dieses Mal 1700 Gäste.
UCKERMARK – Den ersten Beifall gibt es ganz zu Beginn. Die Musiker des Preußischen Kammerorchesters haben bereits ihre Plätze eingenommen, die Choristen betreten die Kirche, gehen an den Kirchenbänken vorbei in Richtung Altar, füllen die Chorbänke. Der größte Teil des Publikums weiß: Vorschusslorbeeren sind hier angebracht. Es ist das 32. Mal bereits, dass der Uckermärkische Konzertchor, begleitet vom Preußischen Kammerorchester, zum Weihnachtskonzert lädt. Bis auf wenige Ausnahmen immer unter der Leitung von Jürgen Bischof, dem Chorleiter und Dirigenten.
Alle Jahre wieder … Gerade in der Weihnachtszeit sind es die Traditionen, die einen vertrauten Rahmen setzen. Die Konzerte gehören dazu. Wie der Christbaum, der Besuch des Weihnachtsmarktes, die Kerzen im Adventsgesteck. „Auch viele ehemalige Mitglieder aus Konzertchor und Jugendchor, die mittlerweile anderswo zu Hause sind, zieht es zu den Konzerten immer wieder nach Prenzlau“, weiß Jürgen Bischof. Für viele der Konzertbesucher, die oft seit Jahrzehnten kein einziges Jahr im Publikum fehlen, gibt es „das eine“ Lied, das dem Öffnen einer Tür in die Weihnachtszeit gleicht. Vielleicht das „Adeste fideles“, das seit 30 Jahren auf dem Programm steht? Oder „Cantique de Noël“, in dem sich Festlichkeit und Wehmut vereinen? Womöglich ist es auch das beschwingte griechische Weihnachtslied „An diesem heil’gen Abend“ oder aber das gemeinsame Singen von Chor und Publikum.
Jedes der drei Konzerte mit insgesamt rund 1.700 Gästen hat besondere Momente. Bei der Eröffnung des Reigens gehört die Weihnachtsgeschichte, die Bürgermeister Hendrik Sommer erzählt, dazu. Die Geschichte vom kleinen Baumwollfaden und dem Wachsklümpchen ist eine vom Gefühl, sich als ungenügend zu empfinden, von Trost und Ermutigung und daraus wachsender Stärke. Sie passt in diese Zeit.
Ein Moment, der alle drei Konzerte vereint, ist zweifelsohne der Auftritt der neunjährigen Matilda Staegemann. Sie beeindruckt, ja begeistert mit dem Titellied aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Wie ein Sturm bricht der Applaus los, auf den man in den Konzerten doch eigentlich bis nach dem letzten Stück wartet. (Diejenigen, die zwischendurch schon zuvor Beifall spenden, geben sich recht schnell als erstmalige Besucher zu erkennen.) Die Selbstverständlichkeit, mit der sich Matilda vor das Mikrofon stellt, die Haare noch mal kurz hinter die Ohren schiebt, um dann mit klarer Stimme und ohne Scheu zum Singen anzusetzen, berührt. Sie ist der Star des Abends. Jana Szwajkowski (Alt), Axel Krumrey (Tenor), Claudia Gouet, Celine Hass und Lena John (Sopran) sowie Peter und Paul Hering (Bass) als die anderen Solisten lassen ihr gern den Vortritt.
Die Besonderheit dieser Weihnachtskonzerte liegt jedoch nicht nur in den Momenten, in denen in St. Nikolai die Choristen ihre Stimmen erheben und das Orchester unter der Leitung von Konzertmeisterin Aiko Ogata sie begleitet. Dem voraus gehen, noch vor der ersten Probe, aufwändige Arbeiten an neuen Arrangements, die zum großen Teil Jakub Rabizo übernahm. Die Zusammenstellung des Programmes gleicht einer eigenständigen Komposition. Jedes Jahr gibt es diesen Spannungsbogen in den Konzerten, diese Dramaturgie, bei der die Übergänge zwischen Festlichem und Erhabenem, Leisem und Besinnlichem, der Freude und dem lächelnd Charmanten so fließend sind, dass alles perfekt harmoniert. Und dann ist da natürlich das gemeinsame Singen. In den Programmheften sind die Texte abgedruckt, im Kirchenschiff stimmen Hunderte an und besingen zum Schluss als Zugabe den vereinenden Wunsch: „Überall soll Frieden sein …“