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10. November 2007: Festrede anlässlich des Jubiläumsballs des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau e.V.

(Rede als PDF-Datei ansehen bzw. herunterladen)

Es ist nun mal Sitte, dass zu einem Jubiläum auch eine Festrede gehört. Darum bitte ich Sie, liebe Anwesende, mir für einige Minuten Ihr geneigtes Ohr zu leihen.

Zum 3. Mal haben wir, der Uckermärkische Konzertchor Prenzlau, zum Jubiläumsball geladen. Um welche 3 Jubiläen es sich dabei handelt, haben Sie sicher schon unserem kleinen Ballflyer entnommen. Aber was sagen schon Zahlen, was steckt hinter ihnen?

Nun kann und will ich natürlich nicht ein Jahrhundert Jahr für Jahr Revue passieren lassen – wir säßen Weihnachten noch hier. Doch soviel sei gesagt:

Das wir heute ein 115jähriges Jubiläum feiern können, verdanken wir einer Schar sangesfreudiger Gewerkschafter aus Prenzlauer Betrieben, die sich unter der Leitung des Musiklehrers Haupt 1892 zusammenfanden und jahrzehntelang als Männergesangsverein „Eichenkranz“ ihrem Hobby frönten. Leider gibt es keine sichtbaren Zeugnisse mehr von ihnen, denn während der Zeit des Faschismus musste sich der Verein auflösen und wurde all seiner Unterlagen sowie der Vereinsfahne beraubt. Wir wissen von ihnen nur noch durch die mündliche Überlieferung einiger ehemaliger Vereinsmitglieder, die schon kurz nach dem 2. Weltkrieg unter der Leitung von Emil Reichert wieder einen Männerchor, den „Volkschor Prenzlau“ gründeten. Unter seinem und dem Dirigat von Paul Voigt und Gerhard Thomas wuchs die Mitgliederzahl zunächst, bis sie ab 1969 stagnierte und allmählich abnahm. Oft trat der „Volkschor“ bei öffentlichen Veranstaltungen auf und erwarb einige Auszeichnungen.

Im September 1972 (das 35jährige Jubiläum) gründete Ulrich Schirrmeister den „Frauenchor Prenzlau“. Geplant war eigentlich ein gemischter Chor, doch mit 27 Damen, aber nur einem Herren war das nicht möglich. Also blieben die Damen zunächst unter sich (3 von ihnen singen heute noch bei uns). Sie wurden schon bald in Stadt und Kreis bekannt. Zwei Jahre später begannen beide Chöre zusammenzuarbeiten, traten nebeneinander und miteinander auf, so dass man beschloss, sie zu einem gemischten Chor zu vereinen.

Und davon leitet sich das heutige 30jährige Jubiläum ab, denn 1977 taten sich 33 Sängerinnen des „Frauenchores“  und 12 Sänger der „Volkschores“ zum „Konzertchor Prenzlau“, später „Uckermärkischer Volkschor“, unter der Stabführung von Ulrich Schirrmeister zusammen. Somit hatte sich sein Wunsch, einen gemischten Chor zu leiten, doch noch erfüllt. Gerhard Thomas, der seine Männer Ulrich Schirrmeister anvertraut hatte, blieb dem Chor als Ratgeber und Ehrenmitglied bis zu seinem Tod verbunden.

Von nun an war der Chor ins städtische und bezirkliche Leben integriert, nahm erfolgreich an diversen Kreis- und Bezirksleistungsvergleichen sowie an den Arbeiterfestspielen in Neubrandenburg teil, wurde „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“, was für die gute Qualität der musikalischen Leistungen sprach. Mit einem weihnachtlichen Kaffeekonzert im Hotel „Uckermark“ beendete Ulrich Schirrmeister 1989 seine Zusammenarbeit mit dem Chor und übergab im Januar 1990 den Chor, der zu der Zeit aus 37 Sängerinnen und Sängern bestand, an Jürgen Bischof, der noch heute – 17 Jahre danach –  unser musikalischer Leiter ist.

Nach und nach wuchs die Zahl der Chormitglieder: Nach den ersten Konzerten meldeten sich Sangesfreudige, Choristen animierten Freunde und Bekannte, Jugendliche des Gymnasiums kamen dazu – ein ganz besonderer Gewinn, denn gerade diese Mischung aus jungen und älteren Stimmen macht den besonderen Klang unseres Chores aus, was sogar dem Kritiker Herrn Buske aufgefallen ist. Heute zählt der Verein 83 aktive, 12 fördernde und 2 Ehrenmitglieder.

Mit der Übernahme der musikalischen Leitung durch Jürgen Bischof änderte sich so manches: Wir wurden ein eingetragener Verein, gaben uns eine Satzung und seit 1991 den Namen „Uckermärkischer Konzertchor Prenzlau e.V.“. Doch vor allem: Die Proben wurden intensiver und effektiver: Die Probenzeit wurde verlängert, mindestens 3 Probenwochenenden stehen jährlich an. Die Stimmgruppen erarbeiten sich ihren Part zunächst getrennt, bis Herr Bischof alles zusammenführt und uns gründlich „schleift“. Manchmal ist das ganz schön stressig – für beide Teile -, aber letztlich gibt der Erfolg Herrn Bischof recht. Die im Laufe der Jahre gestiegenen Besucherzahlen (sogar Hamburger, Hannoveraner und Berliner zählen zu unseren Stammzuhörern), unsere CD’s und Videoaufnahmen beweisen das. Auch das Repertoire ist sehr viel umfangreicher  und anspruchsvoller geworden. Vom Madrigal übers Volkslied, Oper und Operette bis hin zu chorsinfonischen Werken umfasst es Chormusik verschiedener Jahrhunderte und Stilepochen.

Natürlich können wir so große Werke wie Beethovens IX. Sinfonie, Händels „Messias“, die „Carmina Burana“ von Carl Orff  – um nur einige zu nennen – nicht allein zur Aufführung bringen. So durften wir schon mit verschiedenen Orchestern gemeinsam musizieren: In erster Linie natürlich mit „unseren Preußen“, aber auch mit den Berliner Philharmonikern, dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt/Oder, der Stettiner Philharmonie. Renommierte Dirigenten nahmen uns unter ihre Fittiche: Thomas Runge, Daniel Inbal, Michael Güttler, Eugeniusz Kus, Zygmunt Rychert, Roy Wales, Simon Halsey, Konstantin Alex. Besonders häufig musizierten wir mit den Stettiner Chören „Camerata Nova“ und „Collegium Maiorum“, dessen künstlerischer Leiter, Herr Osuchowski, heute unter uns weilt.

Auch bekannte Gesangssolisten führten gemeinsam mit uns Konzerte auf. Einige seien hier genannt: Christa Meier, Ingrid Kraus, Christiana Libor (Sopran), Reinhart Ginzel, Burkhard Gramenz (Tenor), Thomas Wittich, Frank Mathias (Bariton), Gerd Neumann (Bass). Mit ziemlicher Regelmäßigkeit sind wir auch Gastgeber anderer Chöre, wie Sie im Ballflyer nachlesen können.

Der Chor ist nicht nur in Prenzlau und in der Uckermark bekannt. Bei Konzertreisen in andere Bundesländer, nach Polen, Litauen und in die Schweiz sind wir als Botschafter unserer Stadt aufgetreten.

Wie Sie sehen bzw. hören ist in unserem Verein so allerlei los. Doch es wird nicht nur „gearbeitet“. Manchmal feiern wir auch – wie heute -, treffen uns zu Familienausflügen, machen Theaterfahrten. Übrigens, wenn Sie noch mehr und Genaueres über uns erfahren wollen, klicken Sie sich doch einfach mal ins Internet ein!

All diese Aktivitäten des Chores sind natürlich nicht umsonst zu haben und wären allein von den Mitgliedsbeiträgen nicht zu finanzieren. Deshalb möchte ich hier und heute unseren langjährigen Sponsoren, der Sparkasse Uckermark und der Firma Reserv GmbH ganz, ganz herzlich danken. Der Landkreis Uckermark, die Stadt Prenzlau und viele Betriebe unterstützen uns bei den einzelnen Projekten. Auch ihnen gilt unser Dank für ihre Förderung.

Dank gebührt aber vor allem Ihnen, liebe Angehörige. Brächten Sie nicht so viel Verständnis für unser Hobby auf, wäre der Chor nicht das, was er heute ist – eine aus dem Kulturbetrieb der Stadt nicht mehr wegzudenkende Institution.

Eigentlich könnte ich noch stundenlang und viel ausführlicher berichten, 4 dicke Chronikbände liegen bei mir zu Hause, doch dann kämen wir nicht mehr zum Feiern. Darum möchte ich zum Anfang meiner Rede zurückkommen und einen Auszug aus „Prenzlauer Zeitung und Kreisblatt“ vom Juli 1893, dem einzig erhaltenen Zeugnis betreffs der sängerischen Aktivitäten aus damaliger Zeit, selbige beenden.

„Prenzlauer Zeitung und Kreisblatt“ Juli 1893:

„Die Feierlichkeiten bei dem hier stattfindenden Märkischen Sängerfeste werden nach folgendem Programm vor sich gehen:
Am Sonntag, dem 2. Juli: Morgens 7 Uhr versammeln sich die hiesigen Gesangsvereine im Lokal des Handwerkervereins, um nach Abholung ihrer Fahnen die von auswärts kommenden Gäste auf dem Bahnhof zu begrüßen. …
Vormittags 10 Uhr: Generalprobe sämtlicher Chöre im Börsenhaus. … Dort ist für die Gesangsvorträge ein eigenes Podium errichtet worden, vor dem Stettiner Tore wird man noch eine Ehrenpforte errichten.
Um 14 Uhr: Festumzug nach dem Marktplatz, Begrüßung vor dem Rathause durch den Herrn Bürgermeister …
Abends von 9 Uhr ab: Großer Sängerball.“

Kurz nach diesem Sängerfest war zu lesen:

„Der große Sängerball in beiden Sälen des Börsenhauses, der den ersten Festtag schloß, dauerte bis morgens 3 Uhr. Man war bezüglich der Auswahl der Damen sehr vorsichtig gewesen und kam daher keine Störung vor.“