Prenzlauer Zeitung vom 5.9.2005
Transparenz statt Barockschwulst
Musikwochen: Händels „Messias“ setzt der Konzertreihe in der Uckermark einen glanzvollen Abschluss
Von Peter Buske
Prenzlau. Krönender als mit Händels „Messias“ hätten die Uckermärkischen Musikwochen kaum ihren Abschluss finden können. Sogar Kulturministerin Johanna Wanka fand am Sonnabend den Weg in die Nikolaikirche Prenzlau, um dem Musenfest für „kulturelles Engagement in der Region“ zu danken….
Die Veranstalter hatten sich erneut des bewährten Zusammenklingens von Uckermärkischem Konzertchor (Einstudierung: Jürgen Bischof) und dem Chor der Camerata Nova Stettin (Einstudierung: Eugeniusz Kus) versichert. So entsteht ein dem Kirchenraum angemessenes Volumen aus Stimmen und Instrumenten, die den Intentionen des Dirigenten Daniel Inbal entsprechen: weg von Maxibesetzungen, hin zu Transparenz, um dem eingekürzten, deutsch gesungenen Stück mit seiner Verheißung und Verherrlichung zu gebührender Wirkung zu verhelfen. Breite Tempi müssen dabei genau so herhalten wie unnötiges Forcieren jener Passagen, die von der Herrlichkeit des Herrn künden. Dass da gebrüllt statt jubiliert wird, gehört zu den unerfreulichen Momenten. Die erfreulichen offenbaren sich in der Hinwendung zu weitgehend lebendigem Notenausdeuten, artikulatorischer Leichtigkeit, der Beachtung historischer Spielanweisungen. Was schwer einlösbar scheint, denn die Interpreten sind allesamt keine Barockspezialisten. Dennoch: Die „Preußen“ spielen flexibel, klangvoll, bemühen sich um Dramatik, Leidenschaft und Pastoralstimmung. Gleich himmlischen Heerscharen singt die Chorgemeinschaft zwischen Fröhlichkeit und schmerzvoller Verzweiflung. Dass einige Chöre nur von den Stettinern angestimmt werden, ist weder sinnerhellend noch texterforderlich.
… hörenswerten, mit stehendem Beifall aufgenommenen Abend.