Uckermarkkurier vom 28.02.2020
Ein „neuer“ Mann steht am Pult
Von Mathias Scherfling
Der zweite Kapellmeister des Preußischen Kammerorchesters Jakub Rabizo wird zukünftig Jürgen Bischof bei seiner Arbeit mit dem Uckermärkischen Konzertchor unterstützen. Eine spannende Aufgabe für den studierten Chorleiter.
Prenzlau. Der Uckermärkische Konzertchor Prenzlau ist eine Institution. Schon seit Jahrzehnten begeistert er nicht nur Zuhörer aus der Region, sondern auch weit darüber hinaus. Beispielsweise hat das Konzert „Musik zur Abendstunde“, welches jährlich im Friedgarten des Dominikanerklosters Prenzlau stattfindet, längst Tradition. Aber auch die Weihnachtskonzerte in St. Nikolai Prenzlau oder die Mitwirkung bei den Uckermärkischen Musikwochen wie auch Auftritte zu anderen Anlässen finden jedes Jahr unzählige Besucher. Das ist so, weil nicht nur Qualität und Vielseitigkeit den geneigten Hörer immer wieder zu stehenden Ovationen verführen. Es ist auch die sichtbare Lust und Freude, mit denen die Sänger zu Werke gehen. Dabei ist das Repertoire breit gefächert und reicht von der Renaissance bis zur Neuzeit, vom Madrigal bis zur Chorsinfonik, Oper und Operette. Zahlreiche CD-Produktionen legen dafür ein beredtes Zeugnis ab.
Heute zählt der Chor circa 80 Mitglieder.
Für die künstlerischen Geschicke zeichnet seit 1990 Jürgen Bischof verantwortlich. Allerdings wird sich möglicherweise mancher Zuhörer beim letzten Klostergartenkonzert 2019 gewundert haben, dass er dort erstmals nicht am Pult agierte. Stattdessen leitete Jakub Rabizo, sonst zweiter Kapellmeister beim Preußischen Kammerorchester, das Konzert. An diesem Abend absolvierte Rabizo seine praktische Prüfung zum Chorleiterexamen, welches er an der Stettiner Musikakademie bei Prof. Dr. Eugeniusz Kus, übrigens „mit Auszeichnung“, abgelegt hat.
Das hat einen Hintergrund, denn Jürgen Bischof möchte Rabizo die verantwortungsvolle Aufgabe eines „Chorpräfekten“ übertragen. Das bedeute nicht, dass er die Leitung abgeben wolle, betont Jürgen Bischof. „Ich gebe einen Teil der Aufgaben in die fachlich hervorragend geeigneten Hände von Herrn Rabizo, damit ich frei für andere Projekte bin“, erklärt er. Das wundert auch nicht, ist Jürgen Bischof doch ebenfalls Chef der Uckermärkischen Kulturagentur und zudem Leiter der Kreismusikschule Uckermark in Prenzlau. Eine Menge Verpflichtungen, die viel Zeit in Anspruch nehmen. „Wir sprechen musikalisch die gleiche Sprache, und so kann ich zur Verfügung stehende Zeit einfach besser nutzen“, ist sich Jürgen Bischof sicher. Jakub Rabizo wird in Zukunft neben verschiedenen Proben des Chores auch teilweise Konzerte übernehmen. So zum Beispiel beim diesjährigen Karfreitagskonzert, bei dem er sich die Leitung mit Eugeniusz Kus teilen wird.
Jakub Rabizo freut sich über das Vertrauen, welches ihm Jürgen Bischof entgegen bringt. „Ich kann Jürgen Bischof als musikalischen Vater bezeichnen, denn er war es, der mich 2009 nach Prenzlau geholt hat“, sagt der gebürtige Pole. „Es freut mich wirklich wahnsinnig, gleich nach dem Studium eine so fantastische Aufgabe zu bekommen.“ Jürgen Bischof habe viel Wissen über Chormusik und Musik generell, er könne unheimlich viel von ihm lernen. Er sei gern bereit, ihn bei der Chorarbeit zu unterstützen. Die Register- und Stimmproben, die Arbeit mit den Männern und Frauen seien aufwendig, weiß Rabizo. Eines hat er indes aus der Arbeit mit Jürgen Bischof gelernt. „Loyalität und Zusammenarbeit sind wichtiger als egoistische Vorhaben. Mit Empathie, dem Eingehen auf andere Menschen, kann man auch die Bedürfnisse anderer erfüllen“, so Jakub Rabizo.