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Porträt Oliver Wunderlich

Prenzlauer Zeitung vom 19.06.2014

Mit 17 die erste Oper vorgelegt

„Er ist von den Socken“, würde der Berliner sagen, sollte er den mentalen Zustand seines Lehrers Jürgen Bischof beschreiben. Dem Musikpädagogen ist ein Talent begegnet, von denen es nur wenige gibt.

Von Monika Strehlow

Oliver Wunderlich (rechts) (Foto: Monika Strehlow)Prenzlau. Oliver Wunderlich hat das Kunststück fertiggebracht, seinen Lehrer zu einem Bekenntnis zu verleiten, das wahrlich nicht häufig zu erleben ist. „Ich muss sagen, dass ich von solchen Talenten wie Oliver selbst noch etwas lernen kann.“ Diese Worte aus dem Mund von Jürgen Bischof sind die größte Anerkennung, die der 17-Jährige im Moment wohl erwarten darf. Denn seinem Musikschuldirektor und Lehrer eilt nicht nur als Kulturmanager in der Kreisstadt ein großer Ruf voraus.  Bischof leitet selbst auch Chöre aller Altersgruppen, die er von Laienensembles zu Chören mit professionellen Ansprüchen entwickelt hat.

Der Prenzlauer Gymnasiast muss also eine ganz besondere Fähigkeit besitzen, wenn er den sonst mit Lob eher zurückhaltenden Musikpädagogen so aus der Reserve lockt. Und wirklich. Welcher junge Mann in seinem Alter hat schon ein Ballett komponiert, mit allem, was dazugehört? „Als Vorlage diente mir ein alter Märchenfilm“, erzählt er von der Hexe Baba Jaga, dem Mädchen Nastjenka und dem Recken Iwan. Er hat ihre Namen abgewandelt und Elfen in seinen Zauberwald gestellt. „Es ist  mein erstes Opus“, sagt der junge Künstler ein wenig schüchtern, doch unverkennbar stolz. Dabei fällt es ihm schwer, einen Schlusspunkt zu setzen. Immer wieder  arbeitet er an einzelnen Passagen, verändert Töne, Rhythmen.

Niemand hat ihm die Muse in die Wiege gelegt

„Meine Mutter Verena sang mal im Schulchor mit, hat sie mir erzählt. Aber sonst ist bei uns niemand musikalisch.“ Geweckt wurde diese Liebe durch ein Keyboard. Als  er in der Grundschule an einem Keyboard-Kurs teilnahm, war er nicht mehr davon wegzukriegen. Er bekam sein eigenes Instrument. Der Weg zur  Kreismusikschule war nicht mehr weit. Heute ist er Mitglied von drei Chören. Das Singen reicht Oliver nicht mehr aus. Am Gymnasium spielt er Theater und lernte an der Musikschule auch Klavier. So wie andere Gedanken wälzen, bevor sie sie aufschreiben, gehen ihm Melodien im Kopf umher, die er einfach aufschreiben muss.

In seinen über 35 Berufsjahren seien ihm nur wenige solcher Ausnahmetalente begegnet, betont Jürgen Bischof. „Oliver ist, so wie er positive Energien ausstrahlt, etwas ganz Besonderes“, hebt er dessen Vermögen hervor, eigene Ideen umzusetzen und dabei Anregungen aufzunehmen. „Oliver hat bereits eine vollständige Partitur für Chor und großes Orchester vorgelegt.“ Bischof sieht sich als Wegbegleiter, der Weichen stellen und Impulse geben will. „Ich kann ihm nur empfehlen, worauf er sich konzentrieren sollte. Seinen Weg finden und gehen  muss er selbst.“

Studiert wird auf jeden Fall, die Frage ist nur wo?

Für Oliver Wunderlich steht fest, dass er sein Talent zum Beruf machen will. Er träumt von einer Ausbildung in Berlin, Rostock oder Leipzig. So wie sein Mentor will er Gesangspädagogik und Chorleitung studieren,  ohne genau zu wissen, wohin es ihn verschlagen wird. In Prenzlau würde er von Jürgen Bischof mit offenen Armen empfangen. Einem ersten Test hat er das Talent schon unterzogen. Oliver durfte den  Uckermärkischen Konzertchor in Proben dirigieren. Das muss ihn so überzeugt haben, dass der junge Mann am Freitag, dem 20. Juni, das erste Mal öffentlich dirigieren wird. Wenn der Konzertchor um 21 Uhr sein  21. Klostergartenkonzert im Dominikanerkloster eröffnet, tritt Bischof bei dem vierstimmigen Chorsatz „Wie lieblich ist der Maien“ zugunsten des Nachwuchstalentes beiseite. Ein großes Publikum ist ihm sicher. Bei 550 verkauften Karten wird sich der Friedgarten bis zum letzten Winkel füllen.