Prenzlauer Zeitung vom 13.06.2023
Von Judith Engel
Ein wunderbares Konzert in den historischen Mauern des Dominikanerklosters erlebten Besucher am Freitagabend. So groß war der Andrang wohl selten.
Prenzlau. Das Klostergartenkonzert in Prenzlau sei zwar traditionell immer sehr gut besucht, fast wie das Weihnachtskonzert, aber in diesem Jahr sei der Andrang sogar noch an der Abendkasse groß gewesen, erklärt Jürgen Bischof. Er hatte am Freitagabend das Dirigat zum zweiten Male seinem Chorpräfekten und Stellvertreter Jakub Rabizo übertragen. Dies sei nicht etwa aus der Not heraus entstanden, sondern reine Absicht, erläutert Bischof, der natürlich dennoch vor Ort war. Jakub Rabizo solle pro Jahr mindestens ein oder zwei Konzerte sowohl vorbereiten als auch selbst dirigieren, damit er in Ruhe in seine späteren Aufgaben hineinwachsen könne. Man solle aber nicht annehmen, dass dies in näherer Zukunft anstände, wirft Bischof schnell ein.
Im eindrucksvollen Ambiente des Dominikanerklostergartens nahm der Konzertchor in der südwestlichen Ecke Aufstellung. Vor ihm hatte das Preußische Kammerorchester Platz genommen. Die hunderte von fleißigen Helfern des Klosters und des Chores selbst aufgebauten Stühle waren voll besetzt – für die Sänger ein motivierender wie rührender Anblick. Nach begrüßenden Worten von Marek Wöller- Beetz, Vizebürgermeister der Stadt Prenzlau, der den Anlass als traditionellen Höhepunkt des kulturellen Lebens in Prenzlau würdigte und gleichzeitig auf den neu eröffneten Nordkreuzgang hinwies, betrat Rabizo das Podest.
Auf dem Programm standen bekannte, aber auch unbekanntere Volkslieder, Kirchenlieder und Vokalwerke der neueren Zeit.
Zum Auftakt erklang die Weise „Die Gedanken sind frei“ in kämpferisch motivierter Fassung als für den Chor neu erarbeitetes Stück. Der Chor zeigte direkt, wie gut er stimmlich und stimmungsmäßig aufgelegt ist. Es folgten „Ännchen von Tharau“ mit pathetischer Hingabe und das Kirchenlied „Geh’ aus, mein Herz, und suche Freud’“ (Weise: Augustin Harder, Text: Paul Gerhard) in optimistisch marschierendem Duktus. Das Orchester spielte anschließend die Rumänischen Tänze von Béla Bartók in teils herausfordernden Tempi und mit solistischen Klängen von Aiko Ogata.
Im weiteren Verlauf des abwechslungsreichen Programmes, das hier und da durch Vogelzwitschern begleitet wurde, überzeugte der Chor durch klare Textverständlichkeit und eine insgesamt gute Intonation.
Zum gemeinsamen Singen am Ende war das Publikum beim Stück der Comedian Harmonists „Mein kleiner grüner Kaktus“ aufgerufen, mit dem gleichsam an Thilo Glöde, die kürzlich verstorbene gute Seele des Orchesters, erinnert werden sollte.
Im Anschluss schenkte Christian Soyeaux vom Weinhaus in Bertikow wie immer Weine aus.