Prenzlauer Zeitung vom 30.05.2024
Von Sigrid Werner
Mit einem Sonderkonzert Zum Jubiläum des ältesten Museums der Uckermark wagten Museum und das Preußische Kammerorchester ein Experiment. Und es gelang.
PRENZLAU – 125 Jahre Museum in Prenzlau sind mit einem außergewöhnlichen Jubiläumskonzert in der Nikolaikirche Prenzlau vor knapp 300 Zuhörern gefeiert worden. Das Preußische Kammerorchester bot einen musikalischen Streifzug durch die Geschichte Prenzlaus. Gespielt wurden Stücke der Musikgeschichte, die so in der jeweiligen Zeit auch in Prenzlau erklungen waren oder gespielt worden sein könnten. Begleitet wurde das Programm von einer Bilderschau dazu passender Exponate des Kulturhistorischen Museums. Dirigent Jürgen Bischof und Museologin Dr. Katrin Frey hatten das Experiment, das Museum in den Konzertsaal zu holen und über die Musik eine emotionale Verbindung zu schaffen, gemeinsam vorbereitet und dafür viele Partner gefunden.
Marek Wöller-Beetz, Beigeordneter des Bürgermeisters Hendrik Sommer, moderierte den Abend und gab so manche Anekdoten aus der Stadtgeschichte zum Besten. „Ein Meisterwerk“, schwärmten nach dem Konzert Bernd Rissmann aus Alexanderhof und dessen Frau. „Es wäre wirklich schade gewesen, wenn wir es verpasst hätten“, sagten die beiden, begeistert von der Vielfalt des Dargebotenen und dem gelungenen Experiment. Sie lobten in diesem Zusammenhang das Zusammenwirken von Stadt, Dominikanerkloster und Kammerorchester, um ein Konzert mit solch einem Mehrwert auf die Beine zu stellen.
Bürgermeister Hendrik Sommer (parteilos) dankte auf dem Jubiläumskonzert den vielen verantwortungsvoll und klug agierenden, heimatverbundenen Menschen, die in der 125-jährigen Museumsgeschichte die Exponate sicherten und die Ausstellung öffentlich zugänglich machten.
Das Konzert begann mit der Eurovisionsfanfare, aus „Te Deum“ von Charpentier. Die Veranstalter würdigten damit die Förderung des Umbaus des Dominikanerklosters durch die EU. Das Museum sei auch so europäisch gut vernetzt, betonte Marek Wöller-Beetz. Die Musiker erinnerten mit ihren Stücken an einschneidende geschichtliche Ereignisse der Stadt, von deren Gründung über den 30-jährigen Krieg, die Weltkriege, die Goldenen Zwanziger bis hin zur DDR-Zeit und der deutschen Wiedervereinigung.
Beklemmend und brennend aktuell wirkte der Ausschnitt aus der Kammersinfonie op.11o von Dmitri Schostakowitsch, die einst an die sinnlose Zerstörung Dresdens am Ende des II. Weltkrieges erinnern sollte und nun in diesem Konzert eine emotionale Brücke schlug zur Zerstörung Prenzlaus, aber auch zum Ukrainekrieg.
Gut, dass an diesem Abend auch friedliche, versöhnliche und fröhliche Töne angestimmt wurden. Tenor Axel Krumrey gab den Schlagertitel „Mein kleiner grüner Kaktus“ zum Besten, der für die Goldenen Zwanziger steht, in denen auch das kulturelle Leben wieder Aufschwung fand. Erstaunlich, wie schnell die Menschen trotz allen Leides in den Kriegen immer wieder ins Leben zurückfanden, nahm der Alexanderhofer Bernd Rissmann aus dem Konzert mit.
Ein Projektchor von Kindern des Hortes „Grabow“ und der Diesterwegschule sang mit musikalischer Begleitung des Orchesters das Kinderlied von Erika Schirmer „Kleine weiße Friedenstaube“, das nicht nur in der DDR gern gesungen wurde. Das Lied hatte die Lehrerin 1949 komponiert, als sie anlässlich des Pariser Weltfriedenskongress ein Plakat mit der Picasso-Taube gesehen hatte. Jürgen Bischof zollte den Kindern großes Lob für deren mutigen Auftritt.
Der vielseitige stellvertretende Konzertmeister Jakub Rabizo ließ singend in einem vom Publikum gefeierten eigenen Arrangement Puhdys Drachen aus der „Legende von Paul und Paula“ steigen.
Zum krönenden Abschluss gaben Jürgen Bischof (Melodieführung) und Jakub Rabizo (Arrangement) mit einer gemeinsamen Eigenversion eine Vorstellung davon, wie sich eine gleichberechtigte musikalische Wiedervereinigung der deutschen Hymnen nach der Musik von Hanns Eisler und Joseph Haydn anhören könnte.