Suche
Suche Menü

Stimmen des Konzertchores zurück

Prenzlauer Zeitung vom 16.04.2022

Von Monika Strehlow

Die beiden Corona-Jahre haben auch künstlerische Ensembles wie den Uckermärkischen Konzertchor hart getroffen. Doch jetzt laufen die Vorbereitungen auf den ersten öffentlichen Auftritt am 24. Juni im Prenzlauer Friedgarten voller Vorfreude.

Klostergartenkonzert 2019 (Foto: Monika Strehlow)

Klostergartenkonzert 2019 (Foto: Monika Strehlow)

Uckermark. Es scheint, als hätte den Uckermärkischen Konzertchor Prenzlau mit dem Frühling neue Aufbruchstimmung erfasst. Doch die gute Laune und Zuversicht unter den rund 70 Sängerinnen und Sängern hat einen viel tieferen Grund. Seit dem 3. März dürfen sie sich wieder regelmäßig zu Proben treffen und sie teilen die berechtigte Hoffnung, endlich wieder öffentlich auftreten zu dürfen. Natürlich sind die Laien froh, sich mit Gleichgesinnten zum Musizieren treffen zu können. „Es ist toll, dass wir wieder gemeinsam singen dürfen. Und dass wir alle regelmäßig zusammenkommen, darüber habe ich mich sehr gefreut“, sagt zum Beispiel Rubina von Hahn. Die 15-Jährige aus Blankensee ist von ihrem Vater, der seit zehn Jahren im Chor singt, kurz vor dem Corona-Ausbruch zu den Sangesfreudigen mitgenommen worden. Und war davon angetan. „Ich kam gern jeden Donnerstag zu den Proben. Mir gefällt die Harmonie zwischen den Stimmen, die Atmosphäre untereinander. Und wie Herr Bischof das mit uns schafft“, findet sie.

So wie Rubina fiebern nun alle dem ersten öffentlichen Auftritt zum Klostergartenkonzert am 24. Juni entgegen. Sie mag die sanften, getragenen Stücke, mit dem gewissen Extra – so wie den Choral „Cantilena“ von Karl Jenkins, der auch zum Neustart des Konzertchores im Prenzlauer Dominikanerkloster auf dem Programm steht.

Doch zuvor heißt es üben, proben, feilen. Jürgen Bischof, künstlerischer Leiter des traditionsreichen Gesangsensembles, weiß, wie schnell einmal hart erarbeitete Perfektion verloren geht. So wie jeder Streicher oder Pianist täglich am Instrument arbeiten muss, um sein künstlerisches Niveau zu halten und möglichst zu verbessern, so müsse auch eine Stimme regelmäßig geübt werden. „Darüber hinaus ist das Miteinander der Stimmen wichtig, wenn sie homogen klingen sollen“, erklärt Bischof.

Doch regelmäßiges Üben kam seit der Pandemie eindeutig zu kurz. Es gab nur zwei, drei kurze gemeinsame Zeitinseln. Immer wieder bremsten Lockdowns jeden Neuanfang aus. Öffentliche Auftritte fehlten gänzlich. 2019 erklang das letzte der mehr als beliebten, stets ausverkauften Weihnachtskonzerte in der Nikolaikirche. 2020 wollten die Chormitglieder und die Musiker des Preußischen Kammerorchesters mit den Uckermärkern „30 Jahre Weihnachtskonzerte des Konzertchores in den Kirchen der Stadt Prenzlau“ feiern. Vergeblich. Selbst das angedachte Weihnachtssingen auf der Freilichtbühne musste ausfallen und durfte auch im Advent 2021, als Ersatz für das erneut gestrichene Konzert in der Nikolaikirche, nicht erklingen.

Am 14. Juni 2019, erinnert Chorleiter Bischof, fand das bislang letzte Friedgartenkonzert im Dominikanerkloster, das damals 26. in der Geschichte des Chores, statt. Sogar die Jubiläumsfeier zum 30. Geburtstag des 1991 aus der Taufe gehobenen Konzertchores – der sich in der Tradition des „Uckermärkischen Volkschores Prenzlau“ sieht und damit auf eine über 100-jährige Tradition schaut – fiel der Pandemie zum Opfer. Trotzdem wurde nicht aufgegeben. Während manche Chöre im brandenburgischen Umfeld die Corona-Zeit nicht überstanden, ließ der Uckermärkische Konzertchor die Hoffnung auf einen Neubeginn nicht sterben. Und mehr noch, verrät Bischof. „Es sind nicht nur alle dabei geblieben. Wir freuen uns sogar über neue Mitglieder, die in dieser schwierigen Zeit den Weg in den Chor gefunden haben. Und wir nehmen jederzeit jeden, der Freude am Singen mitbringt, mit offenen Armen auf“, lädt er ganz unverbindlich zu den Proben ein.

Einer der den Weg zurück in den Konzertchor gefunden hat, ist Daniel Söllner. Als Schüler war er schon Mitglied im Jugendchor des Städtischen Gymnasiums. Doch nach dem Abitur verließ er 2007 wegen Wehrdienst und Ausbildung Prenzlau und damit auch den Jugend- und den Konzertchor. Nun ist er seit Kurzem wieder dabei. Ihm fehlte beides, die Heimatstadt und das Singen mit dem Chor, erzählt der 32-Jährige. Er ist froh, dass es seit einigen Wochen wieder gemeinsame Proben gibt, und freut sich genauso wie alle auf den ersten öffentlichen Auftritt.

Für den jungen Mann mit der Tenorstimme hat der Neustart des Chores sogar den Vorteil, sich gemeinsam mit den „alten Hasen“ das Repertoire erarbeiten zu können. In dieser Gemeinschaft fühlt er sich gut angekommen und zeigt sich begeistert von der Professionalität des Chorleiters, „wie er es versteht, immer wieder Gutes aus uns herauszuholen und so das Niveau anzuheben. Ich würde mir keinen anderen wünschen.“