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Weihnachtskonzerte: 15./16. Dezember 2018

Prenzlauer Zeitung vom 19.12.2018

Gelungene Einstimmung aufs Fest

Von Lisa Martin

Weihnachtskonzert am 15.12.2018 in der Kirche St. Nikolai in Prenzlau; Foto: Franz Roge

Mit drei fulminanten Konzerten haben der Uckermärkische Konzertchor und das Preußische Kammerorchester in der Nikolaikirche auch in diesem Jahr das Prenzlauer Publikum begeistert.

Uckermark. Das Gefühl wiederholt sich jedes Jahr: Jetzt kann Weihnachten kommen. Zwischen all der Hektik vor dem Fest, der gefühlt immer stärker werdenden Anspannung, dem Stress, der sich ausbreitet, weil es noch so viel zu erledigen, vorzubereiten, abzuarbeiten gilt, ist das festliche Weihnachtskonzert mit dem Uckermärkischen Konzertchor und dem Preußischen Kammerorchester so etwas wie eine Oase mitten in der Adventszeit.

Tiefes Atemholen. Zuerst die Festfanfare von Sir David Willcocks, übergehend in die ersten Töne von „Adeste, fideles“. Es ist wie ein tiefes Seufzen. Eines, das sich fortsetzt mit Werken, die in der alljährlichen Wiederholung nicht den Hauch von Langeweile aufkommen lassen, sondern ein Gefühl von Vertrautheit sind. Wie ein Nachhausekommen in die Weihnachtszeit.

„Cantique de Noël“ und „Marias Wiegenlied“ gehören ebenso dazu. Und nicht zu vergessen das gemeinsame Singen mit dem Publikum. Die Augen leuchten, die Stimmen werden lauter: „Alle Jahre wieder“. Mit den drei Konzerten in St. Nikolai erfreuten Sänger und Instrumentalisten auch in diesem Jahr wieder rund 1800 Besucher. Viele von ihnen kennt man. Ein Kopfnicken, ein kurzer Gruß, ein freundlicher Plausch am Rande, bevor der Beifall aus dem hinteren Teil des Kirchenschiffes nach vorn getragen wird, begleitend die Sängerinnen und Sänger des Uckermärkischen Konzertchores, die sich an den Musikern vorbei schlängeln und auf den Chortreppen Aufstellung nehmen. Ein extra Applaus gilt Jürgen Bischof, dem musikalischen Leiter, der auch diesmal wieder ein Programm zusammen stellte, zu welchem das Attribut „exklusiv“ im Sinne von „sich abhebend“ ausgezeichnet passt.

Denn es ist einmalig, was die Besucher hier erleben. Alle Werke, die bekannten wie auch die weniger bekannten, sind Unikate. Zugeschnitten eigens für die Weihnachtskonzerte. Nirgendwo anders so erklingend. Die Chorsätze, die Musikarrangements sind Teil einer Dramaturgie. Das Ineinanderfließen der bekannten Stücke, die auch in der Wiederholung nach zehn oder 20 Jahren nichts von ihrem Glanz eingebüßt haben. Immer wieder versteht es Bischof, den Konzerten einen anderen Farbton zu geben. Einen, der aber im Gedächtnis haften bleibt und Besucher dazu bringt, den Dirigenten beim Hinausgehen anzusprechen, ihm auf die Schulter zu klopfen und beispielsweise für ,,O come, o come Emmanuel – Gaude, gaude!“ zu danken. Junge Leute haben ihn auf das Stück aufmerksam gemacht. „Ich habe es mir angehört und war begeistert.“ Wie für viele andere Werke auch hat Eugen Moldovan die Orchesterfassung geschrieben. Sparsam instrumentiert erzeugt dieser eine lange gehaltene Ton eine Spannung und zugleich eine musikalische Ruhe, die nachklingt. Eines der Stücke aus dem Programm, „Chorale: Elegia“ von Karl Jenkins, haben Bischof und sein Chor Jürgen Hoppe, Prenzlaus erstem Nachwende- Bürgermeister, der Ende November verstarb, gewidmet. „Wir haben ihm viel zu verdanken“, sagt Bischof.

Später wechselt er vom Dirigentenpult auf die Kirchenbank. Oliver Wunderlich, jahrelang Bischofs Musikschüler und heute Student an der Musikhochschule, übernimmt die Leitung. „Tausend Sterne sind ein Dom“ und das griechische Weihnachtslied „An diesem heil’gen Abend“ erklingen. Dem jungen Mann sieht man die Freude am Dirigieren bei jedem Blick, jeder Bewegung an.

Für den Glühwein, der zur Adventszeit gehört, sorgt auch diesmal wieder das Technische Hilfswerk. Bis kurz vor dem Konzert sieht man die fleißigen Helfer in Blau die Reihen entlang gehen, Becher verteilend und Getränke einschenkend. Auch das hat Tradition. So, wie die gute Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde. Selbst den kurzen Schreck, als vor wenigen Tagen plötzlich Teile der künftigen Orgel für St. Marien Kirche in der Nikolaikirche abgeladen wurden und fraglich war, ob der Platz wirklich für das Publikum reichen würde, hatte man am Ende fast vergessen. „Wir haben die Stühle enger gestellt, auf der Empore noch einige Plätze angeboten. So konnten wir alle Besucher unterbringen.“

Am Ende ertönt tosender Beifall, Füße trampeln, Pfiffe erschallen. Also noch eine Zugabe. Die ist eh schon gesetzt. So, wie der Erfolg der Konzerte und die Begeisterung. Ganz zum Schluss verabschieden Musiker, Chor und Dirigent mit „Sind die Lichter angezündet“ das Publikum in die Weihnachtszeit. So, wie jedes Jahr. Und doch ist es jedes Jahr auch etwas anders.