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07.09.2008: Abschlusskonzert der Uckermärkischen Musikwochen

Prenzlauer Zeitung vom 09.09.2008

Wo sich das Bach’sche „Air“ mit Schmelz entfaltet

Mit festlichen Barockklängen setzen die Uckermärkischen Musikwochen einen wirkungsvollen Schluss.

Von Peter Buske

Abschlusskonzert der Uckermärkischen Musikwochen 2008 (Foto: Franz Roge)Prenzlau. Bröckelnder Wandputz, Wasserflecken an der Kreuzgewölbedecke, Risse zwischen den Rippenbögen, der Orgelprospekt nur noch rudimentär vorhanden – der Kirchenraum der Franziskanerklosterkirche zeigt sich in all seinem morbiden Charme. Und dennoch fand das Abschlusskonzert der Uckermärkischen Musikwochen am Sonntag in diesem arg ramponierten Ambiente statt. Wie sich alsbald herausstellen sollte, verfügt sie allerdings durch erstaunlich kurze Nachhallzeiten über eine ausgezeichnete Akustik, die – anders als in den anderen Kirchen der Stadt – Musikhören zum Genuss macht.

Das Preußische Kammerorchester profitiert genauso davon wie die Gemeinschaft aus Uckermärkischem Konzertchor Prenzlau und Chor der Camerata Nova Stettin, allesamt unter Leitung von Eugeniusz Kus stehend. Eine seit Jahren bewährte deutsch-polnische kulturelle Zusammenarbeit, die auch dem diesjährigen Finale im überfüllten Gotteshaus der französisch-reformierten Gemeinde den Feststempel aufprägt.

Doch zunächst deckt das reichhaltige Blechbläserangebot in der einleitenden Händel’schen „Feuerwerksmusik“-Ouvertüre die klangproduzierenden Bemühungen der anderen Musiker gnadenlos zu. Rasch stellt sich Besserung ein, als der Dirigent die Lautstärke zurücknimmt. So kann sich das Bach’sche „Air“ mit viel Schmelz glanzvoll entfalten, klingt der Huldigungsmarsch aus Händels Oratorium „Judas Maccabaeus“ unverschämt gut. Das alles können die „Preußen“ also auch – wenn man sie in klangsteigernden Räumen hört.

Besonders profitieren jedoch die Chöre davon. Das Stimmenaufgebot mischt sich vorzüglich zu einem klaren, transparenten und tragfähigen Gesamtklang. Was daran liegt, dass der lang gestreckte Raum präzise abbildet – auch manche Fehler im stimmlichen wie instrumentalen Ansatz. Tönt es kraftvoll, wie im Huldigungs- und Festchor aus dem Händel’schen „Maccabaeus“, dem Bach’schen Kantatenchoral „Jesus bleibet meine Freude“ oder dem Eingangschor aus dem Vivaldi’schen D-Dur-Gloria, wirkt der Vortrag dennoch geschmeidig und wohllautend. Ausdruckslyrisch trägt man Mozarts „Ave verum corpus“ vor.

Dessen „Laudate Dominum“ wird vom warm getönten Gesang der Sopranistin Marzena Michalowska überstrahlt. Ihre „geläufige Gurgel“ (so einst Mozart über eine seiner Sängerinnen) eilt koloraturenflink durch das „Exsultate, jubilate“ (und „Halleluja“) der gleichnamigen Motette KV 165, deren rezitativischer Mittelteil unverständlicherweise unaufgeführt bleibt. Mühelos bewegt sie sich in Höhenlagen, geht verschwenderisch mit Schwelltönen um. Wird es ein Wiederhören mit ihr geben?

Als immer wieder gern gehörter Gast in Prenzlau trägt Marko Schindler die stakkatobrecherische Händel’schen D-Dur-Trompetensuite vor: brillant und strahlend, glanzvoll und innig, festlich und jubilierend. „Preußen“-Konzertmeisterin Aiko Ogata spielt voller virtuosen Übermuts das Solo in Vivaldis jahreszeitlichen „Herbst“-Betrachtungen. Allerdings breitet sie die Adagiosüße eher verhalten aus. Zum Schluss erklingt das unverwüstliche „Halleluja“ aus Händels „Messias“: frisch, lebendig, zupackend und unforciert. Natürlich gibt es als Zugabendank ein Dacapo!

Und die Musenfestivalbilanz? Der künstlerische Koordinator Christoph Wichtmann freut sich über reichlich 2 400 Besucher, die sich in zwanzig Konzerten – wovon elf ausverkauft waren – an unterschiedlichsten Angeboten aus Barock bis zu unterhaltsamen Novitäten erfreuten. Überdies werden fast 3 000 Euro in drei Benefizprojekte der Denkmalpflege gehen, darunter für die Restaurierung der barocken Wagner-Orgel in der Dorfkirche von Sternhagen.


Prenzlauer Zeitung vom 09.09.2008

Dreifaltigkeitskirche bietet eine gute Akustik beim Abschlusskonzert

Prenzlau (LM). Besondere Aufführungsorte in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken und sie zu musikalischen Erlebniswelten werden zu lassen, ist Anliegen der Uckermärkischen Musikwochen. Zu insgesamt 20 Konzerten wurde an den zurückliegenden Wochenenden in Kirchen und Gutshäuser, Kapellen und Scheunen der Region eingeladen.

Ein besonderer Schlussakkord wurde am Wochenende beim festlichen Abschlusskonzert in der Prenzlauer Dreifaltigkeitskirche gesetzt, wo das Preußische Kammerorchester und der Uckermärkische Konzertchor  gemeinsam mit dem Chor der Camerata Nova Stettin unter der musikalischen Leitung von Eugeniusz Kus begeistert gefeiert wurden. Über Beifallsstürme durften sich vor allem auch die Solisten Marzena Michalowska (Sopran), Aiko Ogata (Violine) und Marko Schindler (Piccolo-Trompete) freuen. Mit Werken von Händel, Bach, Vivaldi und Mozart ließen sie das Publikum einmal mehr die gute Akustik der, wie Ulrike Miege, Pfarrerin der französisch-reformierten Gemeinde, betonte, eigentlich noch zu selten genutzten Kirche in der Klosterstraße erfahren.

Ein Teil des Erlöses aus dem Konzert, welches rund 300 Gäste miterlebten, kommt dem Glockenprojekt der Prenzlauer Marienkirche zugute.