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6. Juni 2008: Klostergartenkonzert

Prenzlauer Zeitung vom 09.06.2008

Einkehr zur „Abendstunde“

Eröffnung: Zur Entschleunigung der Zeit trug der Uckermärkische Konzertchor im Klostergarten Prenzlau beim Auftakt des 9. Kultursommers bei.

Von Peter Buske

Klostergartenkonzert 2008 (Foto: Lisa Martin)Prenzlau. „Abendstille überall“, heißt es im dreistimmigen Kanon von Thomas Laub auf einen Text von Fritz Jöde, „nur am Bach die Nachtigall singt ihre Weise klagend leise durch das Tal“. Bis auf die entspannende Ruhe nach des Tages Last und Müh’ mangelte es am Freitag bei der stimmungsvollen Eröffnung des 9. Kultursommers im Klostergarten Prenzlau an allen weiteren, oben beschriebenen und (von allen Besuchern schließlich gemeinsam) besungenen Zutaten. Dafür durchwehte angenehme Kühle den Friedgarten des einstigen Dominikanerklosters, zogen weiße Schäfchenwolken gemächlich vorüber, wechselten mit fortschreitender Zeit die Lichtstimmungen im restlos ausverkauften Naturraum, als das alte Gemäuer und die Uraltlinde mit ihrem Neuwuchs erstrahlten… Die Entschleunigung der Zeit hatte begonnen.

„Musik zur Abendstunde“ nannte sich das Programm, mit dem der Uckermärkische Konzertchor, unterstützt vom Preußischen Kammerorchester, für Wohlfühlatmosphäre und innere Einkehr im Geviert sorgte. Vorm Beginn riefen dreimalige Bläsersignale à la Bayreuth aus luftiger Dachgaubenhöhe die erwartungsfroh gestimmten Besucher auf ihre Plätze. Sehr effektvoll! Nicht weniger originell die Dramaturgie der Zusammenstellung. Dem eingangs erklingenden Instrumental-Prèlude aus dem „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier“ (mit festlichen, nicht barockprotzig, sondern klangapart geblasenen Trompetenzutaten hier wie an anderer Werkpassage: Marko Schindler) folgte die überraschende Swingvariante im Arrangement von Henry O. Millsby. Dieser besorgte auch die swingende „dabajamdaba“-Metamorphose einer Intrada eines Anonymus (17. Jahrhundert), der die „dubabadududa“-Version  einer Melodie aus Johann Sebastian Bachs „Notenbüchlein für Anna Magdalena“ folgte.

Mit Begeisterung waren die von Jürgen Bischof gut einstudierten und angeleiteten Choristen bei der Sache, konnten ihre warm und weich getönte, sehr sauber intonierte Klangpracht gehörig unter Beweis stellen. „Musica, die ganz lieblich Kunst“, so der Titel eines weiteren Vortragstitels, war bei den schärfefreien Sopranen, den ebenmäßig strömenden Alten, den sicheren Tenören und kraftvollen Bässen in guten
(Stimmband-)Händen. Kurzum: Alle Stimmgruppen waren ausgewogen besetzt, so dass sich ein sehr homogenes, konsonantenweiches Klangbild einstellte.

In stetem Wechsel erklangen a cappella angestimmte oder instrumental begleitete Chorsätze und pure Orchesterstücke. Letzteren, wie Sätzen aus Orchestersuiten von Bach und Händel, setzte Konzertmeisterin Aiko Ogata die zeichengeberischen und ausdrucksintensiven Impulse. Als Solistin brillierte sie im unwetterbeschwörenden dritten Satz aus Vivaldis „Sommer“-Konzert der „Vier Jahreszeiten“, während sie für das liedhafte und romanzennahe „Pastorale“ von Johann Friedrich Reichardt mit klarem und ausgeglichenem Ton der Abendstunde eine gefühlsintensive Facette hinzufügte.

Schlicht und natürlich, sich durchweg romantischem Seelenbibber enthaltend, brachte der Uckermärkische Konzertchor beispielsweise Friedrich Silchers „Ännchen von Tharau“ oder Brahms’ „In stiller Nacht“ zu Gehör.

Gut musiziert, jedoch sehr gewöhnungsbedürftig zeigte sich eine betextete „Hymne an die Nacht“ nach dem „Andante“-Satz aus Beethovens „Appassionata“-Klaviersonate“ in einer Chorbearbeitung (Jürgen Bischof) und  Orchesterfassung (Eugen Moldovan). Musste das sein? Die „Musik zur Abendstunde“ überstand es genauso wie die – etwas grenzwertige – Mitwirkung von Claudia Träger (Chorsopran) in Robert Stolz’ „Ave Maria“.  Bei einem Glas Wein klang der spät gewordene, beifallsfreudig aufgenommene Abend aus.


Märkische Oderzeitung vom 11.06.2008

Kultursommer in Prenzlau eröffnet

Buntes Programm unter Friedgartenlinde

Prenzlau (rk). Mehr als 500 Gäste haben am Wochenende die Eröffnung des 9. Kultursommers im Prenzlauer Klostergarten miterlebt. Den Auftakt eines bunten Reigens von Veranstaltungen machte die „Musik zur Abendstunde“, dargeboten vom Uckermärkischen Konzertchor und dem Preußischen Kammerorchester unter der Leitung von Jürgen Bischof. Bis Mitte September erwartet die Besucher ein interessantes und vielseitiges Programm unter der Friedgartenlinde im Dominikanerkloster. So laden die Tanzeleven der Kreismusikschule Uckermark zu Ballettspielen ein. Das Preußsche Kammerorchester lädt gemeinsam mit Entertainer und Sänger Peter Wieland zu Musik bei Kaffee und Kuchen ein. Die Reihe Jazz-Lyrik-Prosa erlebt ihr Comeback. Auch die Uckermärkischen Bühnen Schwedt werden zu Gast sein. Zudem erklingen russische Zigeunerlieder und man darf sich auf ein Wiederhören mit Thomas Natschinski freuen.