Prenzlauer Zeitung vom 18.06.2019
Schwelgen im Klang der Musik
Von Mathias Scherfling
Am Freitagabend erlebten rund 450 Zuhörer in Prenzlau einen glänzend aufgelegten Konzertchor mit einem wunderbar harmonierenden Preußischen Kammerorchester. Dafür gab es stehende Ovationen.
Prenzlau. Manchmal passt einfach alles perfekt zusammen. Das beginnt schon mit dem Ort oder der „Location“, wie man es neudeutsch nennt. Im Refektorium des Dominikanerklosters mit seinen Backsteinfassaden und den kleinteiligen Sprossenfenstern, die eine gepflegte Rasenfläche umschließen, fühlt man sich automatisch wohl. Aus jeder Fuge scheint ein Hauch der Geschichte zu wehen. Dazu ein lauer Sommerabend, mit Schwalbengezwitscher und gurrenden Tauben. Und als Gipfel der Genüsse ein Chor mit einem Kammerorchester. Allein das Zusammenspiel genannter Faktoren ist Balsam für die Seele.
Solchermaßen eingestimmt eröffnet erstmals Jakub Rabizo, sonst zweiter Konzertmeister des Preußischen Kammerorchesters, doch nun am Pult des Dirigenten, das Programm für die „Musik zur Abendstunde.“ Schon mit den ersten Tönen wird nicht nur dem musikaffinen Zuhörer klar, es ist ein besonderer Augenblick. Der Uckermärkische Konzertchor Prenzlau ist glänzend aufgelegt. Die Sängerinnen und Sänger sind mit Freude bei der Sache. Man kann es deutlich sehen. So wundert es nicht, dass nach den ersten drei Volksliedern erste Bravorufe aus dem zahlreich erschienenen Publikum erschallen. Das Konzert ist ausverkauft. Aber auch das Orchester agiert, angenehm zurückhaltend, und doch immer präsent. Ob bei rein instrumentalen Stücken, wie beispielsweise beim Konzert für Streicher A-Dur RV 159 von Antonio Vivaldi, oder als Begleitung für den Chor. Selbst die Solisten scheinen den speziellen Moment zu spüren und laufen zu Höchstleistungen auf. Hier sind Chorsolist Axel Krumrey (Tenor), Felix Gröger (Fagott), Hanna-Maria Hering (Querflöte), die Chorsolistinnen Katharina Witte (Alt) und Claudia Träger (Sopran) sowie Balint Gergely (Violoncello) ausdrücklich zu nennen. Die Vielseitigkeit des Chores macht seine Qualität aus. Ob in Volksliedern, Abendliedern, geistlicher Chormusik oder der japanischen Volksweise „Akatombo.“ Die beiden afrikanisch angehauchten Choräle von Karl Jenkins, das „Ave Maria“ von Mozart, „ln stiller Nacht“ von Brahms, der „Abendsegen“ von Mendelssohn Bartholdy – die Lieder lassen das Publikum frenetisch applaudieren.
Womit wir wieder am Anfang wären. Ja, es passt alles zusammen. Harmonie ist hier wohl eine treffende Bezeichnung. Was bleiben wird, ist die Erinnerung an einen nahezu perfekten Abend, der vor Augen (und Ohren) geführt hat, dass ein Leben ohne Musik ein Irrtum wäre.
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass Jakub Rabizo mit diesem Konzert seine praktische Prüfung zum Chorleiter vor einer Prüfungskommission der Musikakademie Stettin ablegte. Dem Vernehmen nach hat er sie mit Bravour bestanden.