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Bundesverdienstkreuz für Jürgen Bischof aus Prenzlau

Prenzlauer Zeitung vom 08.10.2022

Jürgen Bischof wurde in dieser Woche mit einer der höchsten Auszeichnungen geehrt. Anstelle von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernahm Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke die Ehrung in Potsdam. Der Uckermärkische Konzertchor hatte ihn vorgeschlagen. Prenzlaus Bürgermeister Hendrik Sommer unterstützte das Anliegen gern, denn Bischof genießt großen Respekt in der uckermärkischen Musikwelt.

Im Auftrag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke am 6. Oktober 2022 Jürgen Bischof mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus. (Foto: Staatskanzlei)

Prenzlau. Jürgen Bischof ist einer von acht Menschen aus Brandenburg, die mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurden. Im Auftrag von Bundespräsident Frank- Walter Steinmeier überreichte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ihnen am Donnerstag in Potsdam im Rahmen eines Festaktes die hohe Auszeichnung und würdigte in seiner Ansprache das Engagement der Geehrten.

„Ende Juli, wir waren gerade im Urlaub in Kiel, bekam ich einen Anruf aus der Staatskanzlei und wurde über die Auszeichnung informiert“, erinnert sich Bischof, der zunächst so perplex war, dass er nachfragte, ob wirklich er gemeint sei. Man bejahte und teilte ihm den Termin für die Verleihung mit. Jürgen Bischof wäre nicht er selbst, hätte er nach dieser großen Überraschung nicht zu recherchieren begonnen. „Ich wollte schließlich wissen, wer mich vorgeschlagen, wer überhaupt die Idee hatte.“ Elke Rohsius, bis vor Kurzem Vorsitzende des Uckermärkischen Konzertchores, lächelt: Gemeinsam mit Dagmar Krecker, einer ihrer Vorgängerinnen, hatte sie sich dafür eingesetzt und war bei Prenzlau Bürgermeister Hendrik Sommer (parteilos) sofort auf offene Ohren gestoßen. Man war sich einig, dass Bischof diese Auszeichnung verdient hat und der Bürgermeister den Vorschlag einreichen würde.

Im Pressetext aus der Staatskanzlei liest sich die Leistung, die mit der Auszeichnung gewürdigt wird, so: „Der studierte Musikpädagoge Jürgen Bischof aus Prenzlau lebt für die Musik und übernahm 1980 an der Musikschule Prenzlau das Direktorat. Nach der Kreisgebietsreform wurde diese Schule Hauptstelle der Kreismusikschule Uckermark, und 1995 wurde Jürgen Bischof Kreismusikschuldirektor. Von 1996 bis 2004 war er Intendant des Preußischen Kammerorchesters Uckermark. Seit 2004 ist er Geschäftsführender Direktor der Uckermärkischen Kulturagentur gGmbH, die seit August 2004 Träger des Preußischen Kammerorchesters ist. Neben seiner beruflichen Tätigkeit übernahm er 1990 ehrenamtlich die künstlerische Leitung des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau sowie des Jugendchores am Christa- und Peter-Scherpf-Gymnasium Prenzlau. 2004 gründete er den Kammerchor Prenzlau an der Kreismusikschule Uckermark. Darüber hinaus war er Mitbegründer des Vereins Uckermärkische Musikwochen. Jürgen Bischof ist Initiator und Förderer zahlreicher Musikreihen und von Benefizkonzerten zugunsten sozialer und denkmalpflegerischer Projekte. Seit 2004 ist Jürgen Bischof Mitglied des Künstlerischen Beirates des Internationalen Chorfestivals Stettin und des Internationalen Chorfestivals Moskau. Dort leitet er seit 2013 Seminare zur Deutschen Chormusik.“

In der Laudatio des Ministerpräsidenten wird es persönlicher, nahe dran an dem Menschen Jürgen Bischof, der 1978 nach Prenzlau kam. Damals hatte es mancher, der hierherkam, eilig und wollte die Region schnell wieder verlassen. Noch heute erinnert sich Bischof an die Worte des damaligen Musikschuldirektors Wilhelm Stein: „Herr Bischof, es wäre schön, wenn Sie bleiben.“ Die Erinnerung hat sich festgebrannt, wohl auch, weil die Kulisse bizarr war: „Sein Büro befand sich zwischen Turnhalle, Küche und öffentlicher Toilette.“ Man kann sich die Gerüche vorstellen, dazu den Anblick einer Stadt, in der Spuren des Krieges noch deutlich zu sehen waren. Doch Bischof blieb und legte sich ins Zeug.

Für die Musik und die, die sie lieben. Bei der Arbeit an der der Musikschule blieb es nicht. Ein ums andere Projekt kam hinzu. „Ob die Prenzlauerinnen und Prenzlauer ihre Kinder zu Ihnen in die Musikschule schickten oder die Uckermärkischen Musikwochen oder eine ihrer zahlreichen Musikreihen und Bühnenproduktionen besuchten – Sie förderten durch Musik stets das gesellschaftliche Miteinander“, bringt es Ministerpräsident Dietmar Woidke auf den Punkt. „Und dieses Miteinander machte auch an der Landesgrenze keinen Halt. Mit Gastspielen und Gastdirigaten hielten Sie weitreichende Kontakte in ganz Europa und brachten die große Welt regelmäßig in die Uckermark. Sie haben viele Kinder und Jugendliche an die Musik herangeführt, Sie haben Talente entdeckt und gefördert, und es war passend, dass sie vor zwei Jahren ein einzigartiges Jubiläum als Deutschlands dienstältester Musikschuldirektor feiern konnten. In Ihren 40 Dienstjahren stand das verbindende Wesen der Musik immer im Mittelpunkt. Sie haben Jung und Alt, Gäste aus Nah und Fern genauso wie Spitzenkönner zusammengebracht und somit das Musikleben in der Uckermark und weit darüber hinaus bereichert. Lieber Jürgen Bischof, was für ein Glück, dass Sie in Prenzlau und bei uns in Brandenburg geblieben sind! Zum Verdienstkreuz am Bande gratuliere ich herzlich. Sie haben sich um Deutschland verdient gemacht“, wendet sich Woidke direkt an Bischof und bittet ihn auf die Bühne.

„Mit seinem Engagement hat Jürgen Bischof einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, dass Musik und Kultur zu den essenziellen Lebens-Mitteln in der Region gehören. Das hat Beispielwirkung. Er hat es absolut verdient, dass seine gesamte Arbeit diese Beachtung, Anerkennung und Wertschätzung auf höchster Ebene erfährt“, so Bürgermeister Hendrik Sommer.

Jürgen Bischof spricht neben der großen Freude ob der Würdigung auch von Demut, von Dankbarkeit und davon, dass er die Auszeichnungsveranstaltung als „emotional sehr berührend erlebte.“ Mit ihm nach Potsdam gereist waren seine Frau Christiane, Tochter Cosima und seine Schwester Monika Neumann. Die Frauen an seiner Seite gehören neben vielen anderen Menschen zu denen, die sein Engagement für die Musik immer unterstützten, ihn bestärkten. Diese Menschen braucht es, um Leistungen wie die seinen zu vollbringen. „Ich bin ihnen dankbar. So, wie allen, die mich in den zurückliegenden fast 45 Jahren mit Kritik, Anregung und guten Worten begleiteten. Ich danke jenen, die mir Steine aus dem Weg geräumt haben und vieles möglich machten“, so Bischof.

Sein Dank richtet sich aber ebenso an die, die ihm Steine in den Weg legten und ihn damit herausforderten. „Denn sie ermunterten mich, die besagten Steine selbst aus dem Weg zu räumen, über die eigene Arbeit nachzudenken, neue und andere Wege zu gehen.“ Oft war das Motor und Ansporn. So hat Jürgen Bischof, um es mit den Worten von Elke Rohsius zu sagen, „ein Stück Kulturgeschichte geschrieben“. Denn vieles von dem, was heute die Kultur- und Musiklandschaft der Region ausmacht, wäre ohne ihn nicht. spz

(Jürgen Bischof ist unter anderem Künstlerischer Leiter des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau.)