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Große Probe für Musikprojekt „Stabat mater“

Prenzlauer Zeitung vom 27.03.2023

Von Judith Engel

Jürgen Bischof, seit Jahren künstlerischer und organisatorischer Tausendsassa der Uckermärkischen Konzertagentur, stellt Schritt für Schritt sein diesjähriges Oster- Großprojekt auf die Beine.

Probe für "Stabat Mater" am 25.03.2023 in Prenzlau (Foto: Judith Engel)

Probe für „Stabat Mater“ am 25.03.2023 in Prenzlau (Foto: Judith Engel)

Prenzlau. Geplant war dieses Ereignis bereits für 2021, zum 30-jährigen Jubiläum der Namensgebung des Uckermärkischen Konzertchores. Jeder weiß, was dem einen Strich durch die Rechnung machte. In diesem Jahr ist es nun soweit: Das „Stabat mater“ von Karl Jenkins (geboren 1944) und Auszüge aus dem Oratorium „Die Sieben Worte Jesu am Kreuz“ von César Franck (1822 bis 1890), das Karl Jenkins zu seinem Opus wohl inspiriert haben muss, werden am Palmsonntag, dem 2. April 2023, um 17 Uhr in Templin und am Karfreitag, dem 7. April 2023, um 19 Uhr in Prenzlau aufgeführt. Wie der Uckermark Kurier bereits berichtete, werden circa 100 Sängerinnen und Sänger sowie das Preußische Kammerorchester, das Filmorchester Babelsberg und Solistinnen und Solisten daran beteiligt sein.

Doch vorher heißt es: arbeiten, arbeiten, arbeiten!

Der Sonnabend stand nun ganz im Zeichen der Zusammenführung dreier Sängervereinigungen: Der Uckermärkische Konzertchor begrüßte als Gäste den Projektchor mit 17 Beteiligten aus Templin, Berlin, Königs Wusterhausen und Mecklenburg-Vorpommern und den Chór Uniwersytetu Szczeciskiego mit allein 40 Sängerinnen und Sängern zu einer ersten gemeinsamen Klavierprobe. Der Templiner Kantor, Helge Pfläging, und Anna Tarnowska, Leiterin des Universitätschores aus Szczecin, haben ihre Chöre monatelang vorbereitet, ebenso wie Jürgen Bischof seinen Konzertchor in Prenzlau.

Proben für "Stabat Mater" 2023: Helge Pfläging, die Chorleiterin des Stettiner UniversitätschoresAnna Tarnowska und Jürgen Bischof leiten das Projekt. (v. links) (Foto: Judith Engel)

Proben für „Stabat Mater“ 2023: Helge Pfläging, die Chorleiterin des Stettiner Universitätschores Anna Tarnowska und Jürgen Bischof leiten das Projekt. (v. links) (Foto: Judith Engel)

Jürgen Bischof zeichnet für die künstlerische Leitung dieses besonders für Laien hochanspruchsvollen Unternehmens verantwortlich. „Man muss auch mal an die ‚Leistungsgrenze‘ gehen, um neue Erfahrungen zu machen und auch daran zu wachsen“, so Bischof nach dem Sieben-Stunden-Probentag in konzentrierter Mitarbeit. „Das war schon eine tolle Leistung!“, lobt Bischof die Sängerinnen und Sänger.

Er glaube, dass der Chor Freude daran habe, die Herausforderung anzunehmen. Allerdings ginge dies natürlich nicht jedes Jahr. Der organisatorische und auch künstlerische Aufwand sei dafür zu riesig. Das letzte große Projekt fand deshalb und natürlich wegen Corona bereits vor fünf Jahren mit der Carmina Burana von Carl Orff statt.

Für Anna Tarnowska geht mit diesem Projekt ein großer musikalischer Traum in Erfüllung. Jakub Rabizo, Zweiter Konzertmeister des Preußischen Kammerorchesters, hatte Kontakt zu ihr aufgenommen und sie und ihren Chor eingeladen. Rabizo, der extra für diese Gelegenheit die Duduk, die sogenannte „armenische Flöte“, zu spielen erlernt hat, war auch den ganzen Tag mit von der Partie. Er übersetzte Bischofs Anweisungen während der Probenarbeit und übernahm die Registerprobe mit den Bässen, die um 15.15 Uhr anstand. Jürgen Bischof blieb mit den Damen im Plenarsaal.

Dann ging es an die Detailarbeit, um bestimmte harmonisch schwierigere Passagen von der Intonation her „sauber zu putzen“ und auch an gesangstechnischen Feinheiten zu arbeiten. „Bleiben Sie rund und offen, wenn es in die Höhe geht. Nicht plötzlich zu hell und f lach werden!“, so riet er den Sopranen. Die Altistinnen hingegen bat er: „Bitte in der tieferen Lage nicht faul werden. Nehmen Sie ein klares, helles „A“ und nicht fast ein „O“, damit die Sauberkeit der Töne erhalten bleibt.“

Derlei Hinweise erfordern von den Sängerinnen und Sängern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, sind aber für die Qualität der Musik unabdingbar. Jenkins hat einige harmonisch heikle Übergänge in die Partitur eingearbeitet. Je öfter dies gut gelingt, um so besser kann der Körper sich an das richtige Gefühl gewöhnen, sodass im Moment der Aufführung alles sicher abgerufen werden kann. Mit Geduld und Konsequenz fordert Bischof dies wieder und wieder ein. Das geht schon mal an die Grenze des Machbaren, besonders für die Soprane. Sophie Ludwig (37) singt seit der 9. Klasse im Konzertchor. Sie ist sich sicher: „Ohne Herrn Bischof wäre der Konzertchor nicht das, was er ist!“ Auch, wenn dieser Tag ganz schön anstrengend sei, käme sie nach wie vor sehr gerne, wenn es die Zeit und die kleine Tochter erlaubten… Auch Angelika Grunwald (63) bestätigt dies. Sie ist seit mehr als 20 Jahren begeistertes Mitglied.

Die Vorfreude auf das kommende Wochenende, wenn dann das große Orchester und die Solistinnen und Solisten hinzukommen, lässt die Anstrengung des Probentages schnell vergessen.