Jürgen Bischof wurde 1956 in Erfurt geboren. Mit Beginn der Schule begann seine Ausbildung im Fach Klavier, er sang im Kinderchor des Opernhauses Erfurt und sieben Jahre bei den Dresdner Kapellknaben an der Kathedrale der Elbestadt. Dort begann er auch mit dem Orgelspiel und übernahm erste solistische Aufgaben. So sang er anlässlich der Leipziger Messe den 3. Knaben in einer konzertanten Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“. Dabei stand er mit internationalen Klassik-Stars wie Peter Schreier, Theo Adam und Celestina Casapietra gemeinsam auf der Bühne.
Die Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar verließ er 1978 mit Diplom und Staatsexamen. Dort zählten zu seinen Lehrern Dozent Gerd Neumann, Prof. Christa Lehmann, Prof. Kurt Hübenthal und Prof. Dr. sc. Hans John. Jürgen Bischof zeigte schon früh Interesse an der Musikwissenschaft. Das dokumentieren seine Examensarbeit zur Musikanalyse „Das Romantische in Schuberts Liederzyklus ‚Die Winterreise‘“ sowie seine umfangreiche Diplomarbeit über „Die Leitmotivtechnik der frühen Wagner-Opern“, die jeweils mit dem Prädikat „sehr gut“ Anerkennung fanden.
Bereits 1980 übernahm er das Direktorat der Musikschule Prenzlau. Nach der Kreisgebietsreform wurde diese Schule Hauptstelle der Kreismusikschule Uckermark und es erfolgte 1995 die Berufung von Jürgen Bischof zum Kreismusikschuldirektor. Mit Eintritt in die Regelrente beendete er 2022 als dienstältester Direktor einer kommunalen Musikschule in Deutschland seine Tätigkeit an dieser kreisliche Bildungseinrichtung.
Auch war er gleichzeitig von 1996 bis 2004 Intendant des Preußischen Kammerorchesters beim Landkreis Uckermark. Seit 2004 ist er Geschäftsführender Direktor der Uckermärkischen Kulturagentur gGmbH, die seit August 2004 auch Träger des Preußischen Kammerorchesters ist. Die Uckermärkische Kulturagentur organisiert zudem den Uckermärkischen Orgelfrühling und ist Veranstalter des Bebersee Festivals – des internationalen Kammermusikfestivals in der brandenburgischen Schorfheide.
1990 wurde Jürgen Bischof künstlerischer Leiter und Dirigent des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau. Im gleichen Jahr war er Mitbegründer des Jugendchores am Gymnasium Prenzlau, den er 30 Jahre bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 musikalisch leitete. 2004 gründete er gemeinsam mit ambitionierten Sängerinnen und Sängern den Kammerchor Prenzlau, der live im Rundfunk sang und Abschlusskonzerte der Uckermärkischen Musikwochen sowie Gastkonzerte im Rahmen von Musikfestivals im Kloster Neuzelle, im Schweriner Dom, im Collegium maius der Alten Universität Erfurt sowie in der Bach-Kirche Arnstadt gestaltete. In einem Konzert zu den Uckermärkischen Musikwochen 2019 führte der Kammerchor unter dem Titel „Revolutionen in der Vokalmusik“ Chorwerke der Renaissance und von Karl Jenkins den Zyklus ADIEMUS – Songs of Sanctuary mit 7 Schlagzeuger*innen und Streichorchester auf. Die Aufnahme dieser Werke erschien als Live-Mitschnitt auf CD.
Auch mit dem Konzertchor erarbeitete Jürgen Bischof ein vielseitiges Repertoire. Davon künden Aufführungen u.a. von Mahlers Auferstehungs-Sinfonie, Verdis, Mozarts und Rutters Requiem, der Grande Messe des Morts von Berlioz, der 9. Sinfonie von Beethoven, Dvořáks, Bruckners und Rejchas Te Deum, Bachs Weihnachtsoratorium und Johannes-Passion, Händels Der Messias sowie Carl Orffs Carmina Burana. Die Czardasfürstin, Die Fledermaus, Die lustige Witwe, die Oper Fidelio sowie Opernszenen von Lortzing, Smetana, Verdi und Wagner erarbeitete er für konzertante Aufführungen.
Im Frühjahr 2023 leitete Jürgen Bischof Aufführungen des Stabat mater von Karl Jenkins und des Oratoriums Die Sieben Worte Jesu am Kreuz von César Franck mit Solisten aus Polen, der Türkei und Deutschland sowie Chören aus Polen und der Uckermark sowie dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und dem Preußischen Kammerorchester.
Jürgen Bischof initiierte und leitete auch ganz unkonventionelle Programme, so mit Filmmusik, extra arrangiert für Orgel, Chor und Orchester, aus Star Wars, Schindlers Liste, Fluch der Karibik und Amadeus. Im Auftrag der Uckermärkischen Bühnen Schwedt (ubs.) übernahm er die Auswahl, Einstudierung und Leitung der Projektchöre für die Produktionen Im weißen Rössl (2011) und des Cross-over-Musicals Amore mio – Das Figarokomplott (Uraufführung 2016) sowie des Schauspiels mit Musik Wie im Himmel von Kay Pollak (2018) und des Musicals Adams Äpfel (Uraufführung im März 2023).
Kontinuierlich pflegt Jürgen Bischof A-Cappella-Kompositionen aller Epochen.
Mit seinen Ensembles gastierte er in Italien sowie Frankreich, Bulgarien, Karelien, mehrmals in Russland, Polen, Litauen und in der Schweiz. Konzerte wurden gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie vom Land Brandenburg.
Auch durch Gastdirigate von Chören in Polen, Österreich, der Schweiz und Russland ist er hervorgetreten.
Jürgen Bischof pflegt weitreichende Kontakte zu Künstlern und Ensembles des In- und Auslandes.
Gesangs- und Orgelschüler von ihm nahmen erfolgreich an Landes- und Bundeswettbewerben Jugend musiziert teil.
Zahlreiche CD-, DVD- und Funkproduktionen standen und stehen unter seiner musikalischen Leitung, zuletzt die Alben Romantik pur – Werke für Orgel und Orchester sowie Prenzlau Classics – Chöre aus Kantaten und Oratorien sowie Musik zur Abendstunde – mit Volks- und Abendliedern. 2020 und 2021 leitete er CD-Aufnahmen in der Prenzlauer Marienkirche mit dem Preußischen Kammerorchester unter Mitwirkung von Solisten aus Polen und Deutschland sowie dem Prenzlauer Kantor Hannes Ludwig.
Jürgen Bischof ist Gründungsmitglied des Vereins Uckermärkische Musikwochen und des Prenzlauer Rotary Clubs. Er ist Initiator und Förderer zahlreicher Musikreihen und von Benefizkonzerten zugunsten sozialer und denkmalpflegerischer Projekte in Brandenburg und Thüringen. Dazu gehören Konzerte für die Marienkirche Prenzlau, die auch vom Versandhaus-Gründer, Werner Otto, gefördert wurden.
Seit 2004 ist Jürgen Bischof Mitglied im Künstlerischen Beirat des Internationalen Chorfestivals Stettin und des Internationalen Chorfestivals Moskau. Dort leitet er seit 2013 regelmäßig Seminare zur Deutschen Chormusik.
Für seine künstlerische Arbeit wurde er vor und nach der gesellschaftlichen Wende mehrfach ausgezeichnet, so u.a. 1982 als Ensembleleiter mit der Goldmedaille der Arbeiterfestspiele der DDR und 1984 mit dem Fritz-Reuter-Kulturpreis des Rates des Bezirkes Neubrandenburg sowie mit dem Orden Banner der Arbeit des DDR-Staatsrates und 1987 mit der Johannes-R.-Becher-Medaille des Kulturbundes der DDR. Die Stadt Prenzlau ehrte ihn 2002 mit dem Kulturpreis der Stadt Prenzlau. Gemeinsam mit dem Uckermärkischen Konzertchores erhielt er 2012 als Chorleiter den Preis der Stadt Prenzlau. 2014 nahm er auf Einladung an einem Empfang des Präsidenten der Russischen Föderation im Georgssaal des Kremlpalastes teil. 2015 wurde ihm das Stettiner Ehrendiplom des Polnischen Chor- und Orchesterverbandes verliehen. Das Gouvernement Samara ehrte ihn 2016 für seine Initiativen und seinen Beitrag in den kulturellen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland. 2022 wurde Jürgen Bischof für seine „besonderen Verdienste um Volk und Staat“ von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Lesen Sie bitte auch die Beiträge im Nordkurier, im Uckermarkkurier (Prenzlauer Zeitung) und in der Märkischen Oderzeitung:
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